Straßenkinder in Südafrika, Zahlen und Fakten Inhaltsverzeichnis Zahlen und Fakten
Diesen "Kindern auf der Straße" stehen die Straßenkinder gegenüber, die für längere Zeit oder. dauerhaft auf der Straße leben. Sie schlafen und arbeiten dort, haben wenig bis keinen Kontakt zu ihren Familien, die normalerweise in den umliegenden Townships wohnen. Hin und wieder suchen sie Einrichtungen auf, in denen sie übernachten, sich waschen und etwas essen können. Doch schnell zieht es sie auf die Straße zurück, nicht zuletzt wegen der Drogenabhängigkeit. Fast alle südafrikanischen Straßenbewohner nehmen Drogen, vor allem Kleber (glue) und uDanja (Zulu) bzw. Dagga (Afrikaans für Marihuana). Intimität oder Privatsphäre bietet die Straße nicht, auch nicht, wenn es um Hygiene, Gesundheit oder Sexualität geht. Schule und Bildung gibt es auf der Straße so gut wie nicht. Dennoch können etwa 60 Prozent der Straßenkinder lesen und schreiben, da sie einige Jahre lang die Schule oder irgendeine Bildungseinrichtung besucht haben.
In Südafrika sind 80 bis 90 Prozent der Straßenkinder männlich, 10 bis 20 Prozent weiblich. Ihr durchschnittliches Alter liegt zwischen 11 und 22 Jahren. Doch leben auch jüngere Kinder mit Geschwistern oder Müttern, die der Prostitution nachgehen, unter freiem Himmel In Johannesburg, Kapstadt und Durban sieht man auch Säuglinge und Kleinkinder, die zusammen mit ihrer Mutter auf der Straße leben. 18 Millionen Kinder in Südafrika (2005 von Childcount erhoben) stellen 39 Prozent der Bevölkerung, je zur Hälfte Jungen und Mädchen. Ende 2009 wird es eine neue demographische Untersuchung geben, die von der National Alliance of Street Children (NASC) durchgeführt wird. Geschichte Hinzu kommt, dass Minenarbeit in den Städten die Familien auseinanderreißt. Väter sehen ihre Frauen und Kinder selten, suchen sich neue Partnerinnen in der Ferne, und die zurückgebliebenen Frauen müssen ums Überleben ihrer Familie kämpfen. Sie heiraten aufs Neue mit der Hoffnung auf finanzielle und emotionale Unterstützung. Viele Kinder können sich an den neuen Vater, die neue Mutter nicht gewöhnen und fliehen auf die Straße. Eine weitere Ursache, die dem Apartheidsystem zugeschrieben wird, ist die Bantu-Erziehung. In Zeiten der Rassentrennung war es Schwarzen verboten, höhere Schulen zu besuchen. In den schwarzen Schulen wurden Techniken gelehrt, die auf die Arbeit in den Haushalten der Weißen vorbereiten sollten. Mehr Bildung war unerwünscht und wurde von Seiten der Regierung unterbunden, um einer Auflehnung gegen das Regime vorzubeugen. Die Eltern und Großeltern der jungen Generation Südafrikas leiden bis heute unter der "Bantu-Erziehung", denn viele haben nie richtig lesen und schreiben gelernt, geschweige denn, dass sie eine Universität besuchen konnten. Bantu bedeutet in Zulu "Mensch" und bezog sich aus Sicht der Buren, der "Afrikaander", auf alle schwarzen, farbigen und indischen Menschen im Land. Mit dem Wandel des gesellschaftlichen Lebens seit Beginn der Industrialisierung und der Kolonialisierung Afrikas wurde das traditionelle Leben und Arbeiten in kleinen Gemeinschaften auf dem Land plötzlich durch das explosionsartige Wachstum und die Neugründungen von Megastädten, die Urbanisierung, abgelöst. Neue Lebensformen und Gesellschaften entstanden. Die neuen Städte wie Johannesburg üben eine unglaubliche Anziehungskraft aus. Die Hoffnung, in der Stadt Geld zu verdienen und zu Wohlstand zu kommen, erweist sich für viele als Illusion. Sie stranden am Rand der Städte in den Townships. Die Aidsraten in Johannesburg sind hoch. Viele Kinder werden zu Waisen. Mädchen müssen als Elternersatz ihre kleinen Geschwister versorgen. Nach dem Aidstod ihrer Eltern werden Kinder von ihren Verwandten verlassen und verstoßen. Ihnen bleibt als Überlebenschance das Betteln auf der Straße. Viele "Kinderfamilien" leben ohne ein Dach über dem Kopf. Schule und Lehrer sind für diese Situation nicht gerüstet. Kinder, die der Schule fern bleiben, um ihre Eltern zu pflegen oder ihre Geschwister zu versorgen, werden nicht selten von der Schule verwiesen. Auf der Straße sieht die Zukunft meist rosiger aus als die Vergangenheit. Doch bald zeigt sich, dass das Straßenleben alles andere als leicht und angenehm ist. Gewalt, Kriminalität, Missbrauch und Hunger sind allgegenwärtig und natürlich auch die Angst, getötet zu werden. Statt von den Eltern oder Verwandten geht der Druck jetzt von den Gesetzen der Straße aus. Verlassen der Familie Orte des Überlebens Tätigkeiten auf der Straße Auf der Straße werden emotionale und sexuelle Beziehungen zu jedem Geschlecht eingegangen. Wichtig ist es für jeden, einen Freund oder eine Freundin zu haben, auf die man sich im Notfall verlassen kann. Dauer des Lebens auf der Straße Bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft fällt den Jugendlichen die Unterscheidung, was richtig und was falsch ist, schwer. In einer multikulturellen Gesellschaft wie derjenigen Südafrikas stellt dies eine besondere Herausforderung dar. Zu viele kulturelle Unterschiede in Brauch, Sprache und Konventionen prallen aufeinander. Die Selbstverortung fällt jedem schwer. Drogenkonsum Cats (Heroin) und andere harte Drogen sind überall auf der Straße erhältlich, doch bleiben die meisten Jugendlichen bei Kleber und Danja. Sie sind billig, wirken schnell und machen einem warm und ein unbeschwertes Gefühl. Alkohol trägt ebenfalls dazu bei, die Gewalt und den Stress der Straße zu vergessen. Je nach Dauer und Art des Drogenkonsums tragen die Kinder und Jugendlichen gesundheitliche und psychische Schäden davon. Sexualität Private Rückzugsräume bietet die Straße kaum. Dennoch gib es in den Straßengemeinschaften auch sexuelle Beziehungen, die mit Liebesbeziehungen oft nichts zu tun haben. Sex ist ein Akt der Befriedigung. Je mehr Mädchen ein Mann oder Junge gehabt hat, umso mehr Respekt wird ihm entgegen gebracht. Die Mädchen werden von Männern nur dann anerkannt, wenn sie ihnen willig und zur Verfügung zu stehen. In Südafrika ist das Thema Geschlechtsverkehr oder gar Geschlechtskrankheit aus religiösen Gründen tabu. Von Seiten der Politik (man denke nur an die Äußerungen des ehemaligen Präsidenten Thabo Mbeki und des jetzigen Staatsoberhauptes Jacob Zuma) werden die Fakten zu Aids in Südafrika verschwiegen oder geleugnet. Bei der Verdrängung und Fehlinterpretation vdes Themas HIV und Aids spielen neben der zweifelhaften Bibelauslegung vor allem traditionelle Ansichten und die weit verbreiteten Heilmethoden der Sangoma (Medizinmännern) eine ausschlaggebene Rolle. Krankheiten Ein weiterer Faktor des Lebens auf der Straße ist der unablässige Stress. Er bestimmt das Existenzgefühl grundlegend und wird zum gesundheitlichen Risiko. Hunger, Fehden, Straßenkämpfe oder Racheakte, Unsicherheit beim Aufsuchen eines Übernachtungsplatzes, Angst vor Polizei und Behören, fehlende Kleidung und mangelnde Hygiene begleiten das Leben auf der Straße. Mehr als andere sind Kinder von alkoholabhängigen Eltern gefährdet und belastet und neigen zu Depressionen. Auffalend ist das gestörte Moralbewusstsein von Straßenbewohnern. Die Entwicklung moralischer Überzeugungen ist auf Vorbilder angewiesen. Kinder und Jugendliche aus zerstörten und kriminellen Familien haben aber niemanden, an dem sie sich orientieren könnten. Alphabetisierung In den südafrikanischen brigdingschools versucht man, die Probleme, Erfahrungen und Lebensperspektiven von Straßenkindern didaktisch aufzufangen. Konzentrationsschwierigkeiten, hervorgerufen durch Drogenkonsum, Aggressions- und Angstattacken aufgerund traumatischer Erlebnisse auf der Straße sowie Lese- und Schreibschwierigkeiten der Jugendlichen sind Herausforderungen, die Lehrer wieSchüler rasch an ihre pädagogischen Grenzen bringen. In den Fächern Life Orientation (Lebensorientierung) und Life Skills (Lebensfähigkeiten) sowie in der Abendschule ABET (Adult Basic Educational Training) bemüht man sich um die bestmöglich Aus- und Weiterbildung der Malunde, der Kinder von der Straße. Hohe Ausfallraten (drop outs) verhindern aber einen stetigen Lernerfolg. Die öffentlichen Schulen mit ihren herkömmlichen Unterrichtsinhalten und Formen werden Straßenkindern kaum gerecht. Einrichtungen und Maßnahmen für Straßenkinder http://www.tesionline.com/intl/focus.jsp?id=819 http://www.worlded.org/WEIInternet/projects/ListProjects.cfm?Select=Country&ID=356
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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 07.07.2015 (s. admin) |