Länderbericht
(Text: Kirstin Gaßner und Anja Leuermann, Oktober 2009; Foto: Anja Leuermann)
Meer
Die Geschichte Tansanias ist von vielen Machtwechseln innerhalb der letzten Jahrhunderte geprägt. Zunächst wurde die Ostküste Afrikas von Arabern regiert, bis mehr und mehr Händler aus Persien, Indien und China dorthin kamen. Ab 1498 stand die Küste unter der Herrschaft der Portugiesen. In der Mitte des 17. Jahrhunderts bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts herrschten die Araber. Von 1890 bis zum Ende des 1. Weltkriegs war es eine Deutsche Kolonie. Danach geriet es unter Britisches Mandat. Am 26. April 1964 entstand schließlich der eigenständige Staat Tansania durch den Zusammenschluss der Republik Tanganjika und der Volksrepublik Sansibar, einer dem Festland vorgelagerten Inselgruppe.
Mit einem Bruttoinlandprodukt von 19 Mrd. US-Dollar gehört Tansania zu einem der ärmsten Ländern der Welt, wobei sich das BIP zu 46 Prozent aus dem Agrarsektor, zu 37 Prozent aus dem Dienstleistungssektor und zu 17 Prozent aus der Industrieproduktion zusammensetzt.

Das BIP hat ein stetiges Wachstum von 6 Prozent, und die Inflationsrate ist von 21 Prozent im Jahr 1996 auf 6,3 Prozent im Jahr 2007 zurückgegangen.

Klimatische Schwankungen, wie z.B. Dürren oder zu starke Regenfälle, haben einen starken Einfluss auf die Wirtschaft. Dies erschwert die Armutsbekämpfung. Zusätzliche negative Faktoren sind Korruption und ausufernde Bürokratie sowie Transportengpässe durch mangelhafte Infrastruktur. Obwohl Tansania einen großen Reichtum an Bodenschätzen hat, die es nicht selbst abbaut, geht die Armutsminderung nur sehr langsam voran.

Bei normalen Regenfällen reicht die landwirtschaftliche Produktion zur Selbstversorgung aus. Darüber hinaus wächst der Export von Baumwolle, Kaffee und Gewürzen.

Tansania ist eine Präsidialrepublik. Im Dezember 2005 wurde Jakaya M. Kikwete zum Präsidenten gewählt. Er ist Mitglied der größten tansanischen Partei, der CCM (Chama Cha Mapinduzi), die sozialistisch geprägt ist. Noch bis vor einigen Jahren hatte Tansania ein Einparteiensystem, welches nur die CCM und keine weiteren Parteien zuließ. Seitdem 1995 auch die Bildung weiterer Parteien erlaubt wurde, entstand mit der CUF (Civic United Front) die größte Oppositionspartei. Allerdings hat sich das Mehrparteiensystem noch nicht tatsächlich durchgesetzt, so dass die CCM weiterhin die Macht in Händen hat.

Insgesamt gesehen hat Tansania eine bemerkenswerte politische, gesellschaftliche und institutionelle Stabilität erreicht, die der wirtschaftlichen Entwicklung zugute kommt.
Dies ist vermutlich ein Grund für die stabilen Kontakte zu den Nachbarländern und Geberländern im Rahmen der Entwicklungshilfe: 42 Prozent des Haushaltes sind geberfinanziert, und nach dem G8-Gipfel im Jahr 2006/07 erhielt Tansania einen Schuldenerlass, um die hohe Auslandsverschuldung zu reduzieren.

Für die Nachbarländer war Tansania in den letzten Jahren eine große Hilfe, als es Flüchtlingen aus Burundi, dem Kongo und Ruanda Asyl gewährte.

Tansania ist Partner im Bündnis der Blockfreien Staaten, der Zollunion zwischen Uganda, Kenia und Tansania, und der Afrikanischen Union, deren Vorsitzender seit Februar 2008 Kikwete ist.

Das Bildungssystem beginnt mit der Grundschule, die für alle Kinder vom siebten bis zum dreizehnten Lebensjahr verpflichtend ist. Danach ist die Weiterbildung an einer weiterführenden Schule optional, kann jedoch nur von Kindern aus wohlhabenden Elternhäusern wahrgenommen werden, da sie kostenpflichtig ist. Der kulturelle Aufschwung, der bis in die 1980er Jahre hinein reichte, ging rasch zurück, so dass heute wieder Mangel an qualifizierten Lehrkräften herrscht und staatliche Förderprogramme gestartet wurden. In den vergangenen Jahren stellten sich kleine Erfolge ein wie z.B. der Bau neuer Schulen, die Erhöhung der Einschulungsrate und eine Effizienzsteigerung des Unterrichts.

In Tansania herrscht Pressefreiheit und Demonstrationsfreiheit mit nur geringen Einschränkungen. Die Justiz ist unabhängig, jedoch immer noch stark durch Korruption bestimmt. Religionsfreiheit wird gewährt. Die Todesstrafe wird seit 1995 nicht mehr praktiziert.


Letzte Aktualisierung dieser Seite: 09.02.2011 (M. Stork)