Erinnerung und Fiktion.
Fotografie der Straße als Methode der Biographieforschung
(Hartwig Weber, 2009)
 
Erzählen mit Bildern
"Wer von der Fremde erzählt, stößt unausweichlich auf die Frage, welche Bilder in der Vorstellung des Hörers entstehen, der die Welt, über die berichtet wird, nicht aus eigener Anschauung kennt. Die inneren Bilder bleiben das Geheimnis ihrer Träger und sind auf ihre Angemessenheit kaum zu überprüfen. Die Ungewissheit der Wirkung von Rede und Text scheint jedoch minimierbar, wenn man zur Veranschaulichung des Gesagten Fotos zu Hilfe nimmt. Wie Texte können auch Bilder der Übermittlung von Informationen dienen, und sie sind, jedenfalls nach verbreiteter Meinung, sogar noch zuverlässiger, authentischer und objektiver als das bloße Wort.
Ich möchte, um ein Beispiel zu nennen, die Menschen auf einem belebten Platz im Zentrum einer südamerikanischen Millionenstadt so lebendig wie möglich beschreiben, möchte von der Begegnung mit Jugendlichen berichten, die seit Jahren auf der Straße leben. Dabei sollte der Leser meines Textes nicht nur vom Schicksal dieser Menschen berührt werden, sondern auch ein realistisches Bild ihrer Lebenssituation gewinnen. Um dies zu erreichen, erzähle ich nicht nur mit Worten, sondern veranschauliche den Bericht mit Fotos. Aber wird dadurch die fremde Realität transparenter, wird sie auf visuelle Weise wirklich optimal vermittelt? Zu welcher Wahrnehmung führt mein Text, zu welcher meine Bilder? Gibt es einen Unterschied zwischen dem inneren Bild, das sich der Leser aufgrund des Textes, und dem Bild, das sich der Betrachter einer Fotografie vom selben Objekt macht? Ergänzen sich die Wahrnehmungen, die Lektüre und Betrachtung vermitteln, zu einer einheitlichen, angemessenen Vorstellung?..."
 
(weiter lesen? den gesamten Text des Aufsatzes finden Sie als pdf hier)

 



Letzte Aktualisierung dieser Seite: 19.07.2011 (s. admin)