Kinder in Afghanistan Im Jahr 2002 kam es zu einer internationalen militärischen Intervention in Afghanistan. Die Auseinandersetzungen mit den Taliban und anderen bewaffneten Gruppen forderten immer mehr Opfer in der Zivilbevölkerung. Amnesty International beklagt mutmaßliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. 2011 kamen im Zuge des Konflikts 3021 Zivilpersonen ums Leben; für 77 Prozent der Todesfälle waren bewaffnete oppositionelle Gruppen verantwortlich. Aber auch die Justizbehörden, die Polizei und die nationalen Streitkräfte begingen schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen. Die Geheimdienste nahmen willkürliche Inhaftierungen vor, verbunden mit systematischer Anwendung der Folter und anderer Formen von Misshandlung. Der afghanischen Bevölkerung, insbesondere Frauen und Mädchen, werden die Rechte auf Gesundheit und auf Bildung vorenthalten (http://www.amnesty.de/laenderbericht/afghanistanStand: 31.12.2011).
Allgemeine Länderinformationen Afghanistan ist etwa doppelt so groß wie Deutschland und hat schätzungsweise 28,5 Millionen Einwohner (folgender Text nach nach Friderika Seithel: http://www.kinderkulturkarawane.de/2005/mmcc/unterricht/unterricht.htm). In den teilweise schwer zugänglichen Regionen leben über zweihundert unterschiedliche ethnische und sprachliche Gruppen. 40 Prozent der Bevölkerung sind Paschtunen, daneben gibt es Tadschiken, Hazara und Usbeken. 2,5 Millionen Nomaden wandern seit Jahrhunderten über die Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan hin und her. Das Land besteht zum größten Teil aus hohen Gebirgen mit unfruchtbaren Steppen und trockenen Wüsten. Der Hindukusch mit Gipfeln über 7.000 Meter beherrscht das Land. Nur 10 Prozent des Landes sind regelmäßig landwirtschaftlich nutzbar. Es herrscht extremes Kontinentalklima mit trockenen heißen Sommern (bis +53 Grad) und harten kalten Wintern (bis –59 Grad). Aufgrund seiner strategischen Bedeutung steht Afghanistan im Zentrum weltpolitischer Interessen. Ende des 19. Jahrhundert wurde das Land zu einer britischen Halbkolonie und errang erst nach drei Kriegen gegen Großbritannien 1919 seine Unabhängigkeit. Nach dem 2. Weltkrieg setzte sich der Kampf zwischen dem Britischen Empire und Russland um die Vorherrschaft in Zentralasien als Rivalität zwischen den USA und der Sowjetunion fort. 1979 besetzten sowjetische Truppen das Land. Zehn Jahre lang kämpften afghanische Widerstandskämpfer (Mujaheddin) mit Unterstützung der USA gegen die Besetzer. Als die sowjetische Armee 1989 ihre Truppen abzog, begannen innerhalb der Mujaheddin-Gruppen blutige Auseinandersetzungen um die Macht im Land. 1994 griffen die radikal-islamischen Taliban in den Bürgerkrieg ein und übernahmen mit pakistanischer und US-amerikanischer Unterstützung die administrative und politische Kontrolle im Land. Nach den Anschlägen des 11.9.2001 in New York bombardierten die USA Afghanistan, da sie hier die Drahtzieher für den Terroranschlag vermuteten. Das Taliban-Regime wurde gestürzt. 2004 ging aus erstmals wieder freien Präsidentschaftswahlen Hamid Karzai als Sieger hervor.
Flucht und Migration Millionen von Menschen sind auf der Flucht in und aus Afghanistan. 6 Millionen Afghanen flüchteten während der Kriegsjahre – rund 3,5 Millionen kehrten seit 2001 zurück. Aber noch immer befinden sich ca. 2,1 Millionen Afghanen außerhalb ihres Landes. Sie bilden die zweitgrößte Flüchtlingsgruppe der Welt (nach den Palästinensern mit 4 Millionen). Innerhalb der Landesgrenzen wurden Hunderttausende durch (Bürger-)Krieg, Gewalt, Dürre und Hungersnöte entwurzelt und vertrieben Ein Leben im Exil ist für viele Afghanen die prägende Lebenserfahrung. Viele afghanische Flüchtlinge leben in Deutschland, die größte afghanische Exil-Gemeinde Europas in Hamburg.
Die Folgen von Krieg und Bürgerkrieg sind für das Land Afghanistan kaum zu bewältigen. Die Wirtschaft ist weitgehend zerstört, ebenso ein Großteil des Bestandes an Viehherden. Ernten sind regelmäßig durch Dürren bedroht, die Bevölkerung leidet unter Hungersnöten. Afghanistan ist heute das ärmste Land Asiens und eines der ärmsten der Erde. Millionen Menschen sind noch über Jahrzehnte auf externe Lebensmittel und humanitäre Hilfe angewiesen. Gleichzeit ist Afghanistan neben Myanmar das Land mit dem größten Opiumanbau der Erde. Laut internationalem Währungsfond basieren zwei Drittel des Bruttoinlandsproduktes auf Opiumproduktion und Heroinhandel (2004). Drei Viertel der weltweiten Schlafmohnernten (Rohstoff für Heroin) stammen aus Afghanistan (siehe http://www.kinderkulturkarawane.de/themen/unterricht/medien/Afghanistan.pdf). Die Taliban sind zwar entmachtet, aber es gibt sie immer noch. Die bewaffneten Truppen einheimischer War Lords machen immer noch weite Landesteile unsicher. Zahllose Anschläge behindern die Auslieferung von Hilfsgütern und die Versorgung der Bevölkerung.
Jedes Jahr sterben noch rund 280.000 Kinder an den Folgen des Krieges: Mangelernährung, fehlende medizinische Versorgung und Landminen sind die Hauptursachen. Die gesundheitliche Versorgung im Land ist teilweise katastrophal: Für 6.000 Menschen steht nur ein Arzt zur Verfügung. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 42 Jahre. Die Mütter- und Kindersterblichkeit ist eine der höchsten der Welt. Grund für grassierende Epidemien sind vor allem mangelnde Hygiene und verschmutztes Trinkwasser. Besonders jüngere Kinder sind von Dehydration bedroht. Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern und andere Familienangehörige durch Krieg oder Minen verloren haben, sind häufig zu einem Leben auf der Straße gezwungen. Schulbesuch ist Luxus, Ausbildungs- und Arbeitsplätze fehlen. Die Analphabetenrate beträgt 65 Prozent. (Unter www.amnesty.org kann über die Situation von afghanischen Frauen, Kindern und Minderheiten recherchiert werden.) Eine beständige Bedrohung geht in Afghanistan von den Landminen aus. Bis zu 30 Millionen Minen und Blindgänger liegen verstreut im Land. Rund 100 Menschen werden jeden Monat Opfer von Landminen. Im Durchschnitt sterben acht Kinder täglich oder werden schwer verletzt, weil sie beim Spielen, Holzsammeln oder Arbeiten auf Minen treten. Frauen geht es in Afghanistan auch nach Ende des fundamentalistischen Taliban-Regimes kaum besser. Sie gelten meist als Eigentum des Mannes, dürfen oftmals ohne Mann nicht das Haus verlassen, der Ganzkörperschleier (Burka) ist (verordnete) Pflicht, eine normale Teilnahme am öffentlichen Leben fast unmöglich.
Mehr Informationen zur Lage von Kindern in Afghanistan - www.afghanistan-schulen.de Aufbau von Schulen und Schulpartnerschaften | |||
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 20.01.2013 (s. admin) |