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Afrika

Albinismus
(Text und Fotos: Maren Basfeld)

Inhaltsverzeichnis
Albinismus in Südafrika, Zahlen und Fakten
Der Mythos um Menschen mit Albinismus
Formen der Verfolgung und Misshandlung
Hilfsorganisation
Links und Literatur

Unter Albinismus versteht man einen angeborenen und vererbbaren Defekt bei der Synthese des Pigmentes Melanin, der eine helle bis weiß-blasse Haut und weiße Haare hervorruft. Sonnenempfindliche Menschen mit Albinismus bekommen leicht AlbinojungeSonnenbrand und haben ein erhöhtes Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Sie können nicht gut in die Ferne und auch nicht in die Nähe sehen. Ihr räumliches Sehen ist stark beeinträchtigt. Als rezessiver Erbgang kann Albinismus bei jedem Menschen vorkommen. Die durchschnittliche Häufigkeit liegt bei 1:20.000, in Afrika mindestens bei 1:10.000. In vielen Erdteilen, besonders in Afrika, aber auch in Europa, werden Menschen mit Albinismus diskriminiert. Mitunter werden sie als Attraktion betrachtet, häufig auch verfolgt oder gar getötet.





Albinismus in Südafrika, Zahlen und Fakten
Kinder, die in Südafrika mit Albinismus geboren werden, sind von Beginn ihres Lebens an Gefahren, Stigmatisierungen und Diskriminierungen ausgesetzt. Wie überall in Afrika werden "weiße Schwarze" als "white niggers" oder "white negros" beschimpft. Aus afrikanischem Elternhaus stammend, gehören sie der Kultur ihres Clans an, dem sie sich verbunden fühlen. Doch meist werden sie von seinen Mitgliedern ausgegrenzt. Sie gehören auch nicht der Welt der Weißen an. Damit sind sie, wie Patrick Wadula, selbst mit Albinismus in Afrika lebend, sagt, weder schwarz noch weiß, und werden deshalb von allen Seiten und allen ethnischen Gruppen verachtet und beschimpft.

10.000 schwarze Albinos leben in Südafrika, d. h. auf 4.000 Menschen ohne Pikmentdeffekt kommt ein Mensch mit Albinismus. Da Albinismus als vererbbare Genkrankheit dann auftritt, wenn beide Eltern die Melaninschwäche im Erbgut tragen, kann auch ein Kind schwarzer Eltern mit Albinismus geboren werden. Insgesamt kommt Albinismus in Afrika vier- bis fünfmal häufiger vor als z. B. in Europa (1:15.000). In Dänemark liegt die Wahrscheinlichkeit dieser Erkrankung bei nur 1:60.000.
Man vermutet, dass diese Tatsache damit zusammen hängt, dass in Afrika häufig innerhalb eines Clans, das heißt, in einer kleineren ethnischen Gruppe, geheiratet wird. Somit bleibt der Genpool, in dem sich das Genmaterial austauschen kann, klein, und die Wahrscheinlichkeit, dass beide Eltern den Gendefekt mit sich tragen, steigt. Bekommen Eltern mit Albinismus Kinder, bedeutet dies nicht automatisch, dass sie unter Melaninmangel leiden. Vielmehr hängt dies davon ab, ob beide Elternteile den Gendefekt haben.

Durch den Mangel des Farbstoffes Melanin sind Haut und Haare weiß bzw. gelb. Die helle Haut und die empfindlichen Augen sind extrem sonnensensibel. 96 Prozent aller Menschen mit Albinismus leiden unter starker Kurz- oder Weitsichtigkeit. Mehr noch als europäische Menschen müssen sich Menschen mit Albinismus in Afrika vor der Sonne mit Sonnenhut, -brillen und Crèmes schützen. Sie können sich nicht in der prallen Sonne aufhalten, geschweige denn arbeiten, deshalb sind sie beruflich empfindlich eingeschränkt.

Der Mythos um Menschen mit Albinismus
Nach wie vor kursieren Geschichten und Mythen über magische Kräfte, Verzauberungen oder Strafe Gottes im Blick auf Menschen mit Albinismus. Dieser Aberglaube ist in der afrikanischen Gesellschaft so tief verankert, dass er unausrottbar erscheint und Betroffenen das Leben schwer macht. Man sagt:

   Menschen mit Albinismus seien aus inzestuösen Beziehung hervorgegangen. Ihre Krankheit sei eine Strafe Gottes.
  
Die Mutter eines Albinokindes habe sich mit einem weißen Mann eingelassen.
   Ein mächtiger Zauber habe die Krankheit verursacht.
   Albinos seien Glücksbringer. Sie sterben nie und werden sich eines Tages einfach in Licht auflösen.
  
Albinismus wirke bei Körperkontakt ansteckend.
  
Wer mit einem Menschen, der unter Albinismus leidet, geschlechtlichen Verkehr hat, könne seine Krankheiten heilen.

Formen der Verfolgung und Misshandlung
Bis heute werden Menschen mit Albinismus in Südafrika verfolgt und gedemütigt. Viele glauben, dass die Körperteile der Betroffenen, insbesondere die gelben Haare, magische Kraft beinhalten und Glück bringen. Deshalb versuchen einige der Sangoma (Medizinmänner) an Albinohaare zu kommen, um damit das Muthi (traditionelle Medizin, Heilmittel) herzustellen.

Es heißt, dass ein Kind, das mit Albinismus geboren wird, der ganzen Familie, dem Clan und dem Dorf Schaden bringe. Betroffene Kinder werden deshalb häufig versteckt, sei es aus Scham oder aus Furcht. Die Eltern wollen nicht zum Gespött werden. Mitunter werden Menschen mit Albinismus in einem Ritual der Sangoma und Dorfältesten umgebracht. Damit soll verhindert werden, dass böse Geister der Gemeinschaft Schaden zufügen.

Manche Sangoma (Medizinmännern) verbreiten das Gerücht, dass der Beischlaf mit einer Frau, die unter Albinismus leidet, HIV und Aids heile. Vor allem auf dem Land sind viele Menschen davon überzeugt, dass Albinismus durch Berühren der Haut eines Kranken oder auch durch bloße Blicke ansteckend wirke.

Kinder wie Erwachsene mit Albinismus werden vergewaltigt und getötet; Mütter töten ihre Säuglinge nach der Geburt aus Angst, ihr Männer oder deren Familien könnten ihnen Untreue vorwerfen.

Hilfsorganisation
Die "Society of Albinism in South Africa" kämpft darum, dass Kinder mit Albinismus akzeptiert werden. Sie sollen in Kindergärten und Schulen aufgenommen und dort besonders gefördert werden. Sie benötigen Brillen und Schulbücher mit größerer Schrift. Bislang haben Albinokinder aus sehtechnischen Gründen Schwierigkeiten mit dem Lernmaterial und können deshalb mit den anderen Kinder nicht mithalten, sie können keinen Schulabschluss machen und haben später fast keine Möglichkeit, einen Beruf auszuüben. Sie leiden darüber hinaus unter dauernder Ausgrenzung, Stigmatisierung und Diskriminierung. Es ist schwer für sie, Freunde und einen Lebenspartner zu finden und ein normales Leben führen zu können.

Und selbst dann, wenn sie einen Partner gefunden haben, ist es ungewiss, ob dessen Familie sie akzeptiert. Häufig werden sie deshalb nach kurzer Zeit wieder verlassen. Viele Menschen mit Albinismus erzählen von ihrem mühsamen Weg zur Schule, zur Arbeit und nach Hause, ein einziges Spießrutenlaufen mit Hänseleien, Beschimpfungen und gewalttätigen Übergriffen.

Die Society versucht, Menschen mit Albinismus in Südafrika auf jede denkbare Weise zu unterstützen. Sponsoren, die dazu beitragen, die Akzeptanz der Albinos zu stärken, sind selten.


Links und Literatur

Fotoausstellung:
www.michaelstevenson.com/contemporary/exhibitions/hugo/albino.htm

Allgemeines:

www.abc.net.au/correspondents/s433292.htm

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 06.02.2011 (M. Stork)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |