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Bedrohte Kindheiten

Mädchen malt
 
 
 
 
 
 
 
Bildung und Biographie
 

Zur Beobachtung kommt ergänzend und vertiefend das Gespräch mit den schwangeren Mädchen und den Kindermüttern hinzu, das sich um deren Lebensgeschichten dreht. Lebensdienliche Bildungsangebote sind mit den Biographien und insbesondere mit den kritischen Ereignissen im Leben der Betroffenen verzahnt. Straßenpädagogik ist Wissensvermittlung und Lebensbegleitung. Dabei geht es nicht nur um den Lebenslauf als Abfolge äußerer gesellschaftlicher Ereignisse und Umstände, sondern auch um die seelische Entwicklung des einzelnen Mädchens. Die Beschäftigung mit ihren Schicksalen fördert das Fremdverstehen der Projektmitarbeiter. Gleichzeitig werden die schwangere Mädchen fähig, über ihre eigene Biographie Rechenschaft zu geben.

 

Ziel der Straßenkinderpädagogik ist es, dass sich obdachlose Kinder und Jugendliche selbst als Personen denken. Sie werden zu der Frage angeregt: Wer bin ich? Wie bin ich zu dem geworden, der ich bin? Schwangere Mädchen fragen sich: Wie verändert sich mein Leben dadurch, dass ein neues Leben in mir wächst? Antworten auf diese Fragen setzen die Vorstellung des Lebens als einer Einheit voraus, die in der Lebensgeschichte einer einzelnen Person Gestalt gewinnt.

 

Das hier vorgestellte Projekt wird die erfahrenen kritischen Lebensereignisse aufgreifen, um ihre Wucht abzufedern. So kann die eigene Biographie eines Straßenmädchens zu einer Ressource für die aktuelle und die zukünftige Lebensgestaltung werden. Überstandene Ereignisse, Nöte und Gefahren spielen eine wichtige Rolle. Von der Erinnerung an sie können emotionale und kognitive Impulse ausgehen. Lernerfahrungen, die in der Lebensgeschichte erworbenen wurden, machen Mut für Veränderungen.

 

Bei der Aufarbeitung der Biographien von Straßenmädchen sind Erfahrungen und Methoden der Biographieforschung hilfreich. Nach der ethnographischen Annäherung an die Lebenssituationen der Straße werden in biographischen Gesprächen Erfahrungsgeschichten erschlossen.

 

Der Weg des Erinnerns führt zurück zur Erfahrung, um in Besinnung einzumünden. In ihren Erzählungen erinnern die Mädchen frühe Erlebnisse. Ihr Lebensprozess ist voller Erfahrung. Lebenserfahrungen sind Erkenntnisse, die in der Auseinandersetzung mit der Welt gewonnen wurden. Indem sie erinnert werden, wird Erfahrung zugänglich - Lebenserzählungen aktualisieren sie.
 
Lebenserfahrungen kommen aus der Vergangenheit, aber sie sind der Zukunft zugewandt. Wenn schwangere Mädchen und Kindermütter im Hier und Jetzt von ihrem vergangenen Leben erzählen, äußern sie mit dem Erlebten und Erfahrenen immer auch Erwartungen. Die Zukunft steht auf dem Spiel (vgl. Th. Schulze: Interpretation von autobiographischen Texten, in: B. Friebertshäuser u.a. (Hg.): Handbuch qualitativer Forschungsmethoden der Erziehungswissenschaft, Weinheim/München 1997, S. 323ff. Imbke Behnken u.a. (Hg.): Kinder – Kindheit – Lebensgeschichte, 2001; Fritz Schütze: Biographieforschung und narratives Interview, in: Neue Praxis 3 (1983), S. 283-293).
 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 01.11.2012 (s. admin)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |