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Afrika

Krankheiten
(Markus Wiencke)
 
Es gibt in der Stadt Mwanza viele Krankheiten - AIDS, Malaria, Typhus, Hirnhautentzündung, bakterielle Infektionen, Cholera. Und Straßenkinder sind aufgrund ihres Lebens auf der Straße besonders anfällig dafür. Durch die schlechte Ernährung und die unhygienischen Verhältnisse ist das Immunsystem geschwächt. Krankheiten können oft nicht richtig auskuriert werden und stellen insbesondere für Jüngere ein Risiko dar.
 
Die Kinder, welche Kleber schnüffeln, können bleibende Lungenschäden davontragen. Dazu kommen die Verletzungen durch gewaltsame Auseinandersetzungen und Misshandlungen. Ein Kind ist während meines Aufenthalts in Mwanza von einem anderen mit einem Stein am Auge verletzt worden. Ein Jugendlicher ist von einem anderen mit einem Messer in die Brust gestochen worden. Mehrere Jungen  umpelten stark, nachdem sie von der Polizei aufgegriffen worden waren. Das sind Fälle, die ich direkt beobachten konnte.
 
So schlimm diese physischen Verletzungen sind, so harmlos sind sie doch im Vergleich zu den seelischen. Viele der Kinder, insbesondere die Mädchen, kamen mir traurig und niedergeschlagen vor. Es ist
schwer zu sagen, welche bleibenden psychischen Schäden Misshandlung und Vergewaltigung hinterlassen. Ein Leben in permanenter Bedrohung durch Polizei und Krankheiten, geprägt von Diskriminierung und Gewalt, hat starke Auswirkungen auf das seelische Wohlbefinden.
 
Medizinische Versorgung
Die medizinische Versorgung ist dürftig und unzureichend. Meistens nehmen Straßenkinder Pflanzen zur Heilung, die entweder selbst gesammelt oder von Heilkundigen gekauft werden. Doch Tabletten werden eindeutig als höherwertig angesehen im Vergleich zu Kräutern. Es ist auffällig, dass Tabletten bei vielen als das Mittel gegen Krankheit schlechthin angesehen werden. Begleitende Therapien, Krankenhausaufenthalt, Pflege, Ruhe – Dinge, die bei uns für das Gesundwerden einen hohen Stellenwert haben – kommen für Straßenkinder nicht in Frage. Und eine Heilung der psychischen Schäden, die das harte Straßenleben hinterlässt, ist meistens völlig utopisch.
 
(vgl. Markus Wiencke: Strassenkinder in Tansania, Weissensee Verlag, Berlin 2009)

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 22.11.2010 (Prof. Dr. H. Weber)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |