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Asien


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Länderbericht Nepal


Nepal, für viele Menschen nur der kleine Nachbar Indiens und Chinas, gehört mit seiner Natur, seinem Kulturenreichtum und der exotischen Küche wohl zu einem der faszinierendsten Länder der Welt. Wirft man jedoch einen Blick hinter die Fassade, so wird schnell klar, dass dieses Land zahlreiche Probleme vorweist, mit denen sich die Bevölkerung auseinandersetzen muss. Nicht umsonst zählt Nepal zu einem der 20 ärmsten Länder der Welt. 

Durch die private Müllverbrennung und die stetige Abholzung sieht sich das Land mit großer Umweltverschmutzung und Erosion konfrontiert. Auch das Erdbeben, welches 2015 große Teile des Landes zerstört und verwüstet hat, hat seine Spuren hinterlassen und die sowieso schon schwache Infrastruktur vor weitere Schwierigkeiten gestellt. Die Nepalesen haben wie die Inder ein in der Kultur fest verankertes Kastensystem, welches  auch heutzutage noch oftmals die gesellschaftliche Rolle des Menschen festlegt. Dieses System führt zum Einen zu sozialer Ungleichheit und zum Anderen dazu, dass viele Nepalesen der unteren Kaste unterhalb der nationalen Armutsgrenze leben.

Der 10-jährige Bürgerkrieg, der bis 2006 vorherrschte, hat die wirtschaftliche Entwicklung des Landes stark beeinträchtigt und wurde auch durch den Friedensprozess nicht deutlich verbessert. Darüber hinaus arbeiten mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung im Agrarsektor, was dazu beiträgt, dass die Wirtschaft in Nepal nicht expandieren kann.

  

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Wirtschaft

Nepal ist das zweitärmste Land in Südostasien und hat somit keine gute wirtschaftliche Situation vorzuweisen. Das reale Wirtschaftswachstum lag in den vorherigen Jahren zwischen 2 und 4 %. Die schlechte wirtschaftliche Situation wird unter anderem durch das jährliche Bruttoeinkommen eines Nepalesen deutlich, welches knapp 730 US Dollar beträgt. Außerdem müssen 23,7 % der Nepalesen mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen (Stand 2010). Diese sowieso schon schwierige Situation wurde durch das Erdbeben 2015 noch verschlechtert, da dadurch die Wirtschaft einen erneuten Einbruch erlitt. Ein weiteres Indiz für die schwierige Situation Nepals zeigt sich an der durchschnittlichen Lebenserwartung eines Nepalesen bei der Geburt, die im Jahr 2014 bei 69,6 Jahren lag (zum Vergleich Deutschland: 80,8 Jahre).

Wieso gehört Nepal zu den ärmsten Ländern dieser Welt?

Mehr als die Hälfte aller erwerbstätigen Nepalesen arbeitet im Agrarsektor, obwohl die landwirtschaftliche Nutzung stark vom Monsun abhängig ist und kann somit kein geregeltes Einkommen garantieren. Des Weiteren ist nur ein kleiner Teil Nepals für Landwirtschaft geeignet und führt folglich zur Nutzung nicht geeigneter Böden, dies steigert die Gefahr von Erdrutschen.

Das Bildungssystem Nepals weist zahlreiche Mängel auf. Die Alphabetisierungsrate der der über Fünfzehnjährigen liegt bei 59,6 %. Dieser Wert hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt (1991: 33,0%), ist jedoch weiterhin viel zu niedrig. Nur mit Bildung haben die Menschen eine Chance, aus ihren schlecht bezahlten Berufen entfliehen zu können.

Ein weiterer Faktor, der zu der Armut der nepalesischen Bevölkerung beiträgt, ist der hohe Grad an Korruption, der in Nepal vorherrscht. Laut dem „corruption perception index“ lag Nepal im Jahr 2015 auf Platz 126 (Erklärung: Die Einteilung erfolgt von Platz 1 bis Platz 163, die Länder mit den niedrigsten Plätzen sind am saubersten. Vergleich: Deutschland lag auf Platz 10).

Obwohl circa 90 % der Unternehmen Nepals Kleinbetriebe sind, tragen diese nur mit 4% zu dem gesamten BIP bei. Dies verdeutlicht, dass die Besitzer der nepalesischen Kleinbetriebe nur ein geringes Einkommen beziehen. Im Vergleich dazu stammen rund 25% des BIPs aus den im Ausland wohnenden Nepalesen, die ihr dort verdientes Geld in ihr Heimatland schicken.

Dadurch dass die Bevölkerung Nepals zum Großteil nur ein geringes Einkommen bezieht,reicht es kaum zum Überleben aus. Langfristige Investitionen werden nicht getätigt, und somit ist es für die Nepalesen schwierig, aus dem Kreislauf der Armut zu entkommen.

 

 

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Situation der Kinder und Jugendlichen

Besonders die Kinder und Jugendlichen leiden unter der schwierigen Situation ihres Landes. Ihr Alltag wird oftmals dominiert von Perspektivlosigkeit, Hunger und Armut. Weithin fehlt es an Bildungsangeboten.

In Nepal ist der Kinderhandel verboten, trotzdem gibt es ihn in abgelegenden Teilen des Landes auch heute noch. Die Mädchen, Kamalari genannt, werden an reiche Menschen, zum Beispiel Großgrundbesitzer oder Politiker, für bis zu 120 Euro im Jahr verkauft. Sie werden als Dienerinnen behandelt und müssen alle möglichen Aufgaben im Haushalt erledigen. Die Arbeitszeiten reichen von den frühen Morgen- bis in die späten Abendstunden. Die Mädchen werden ausgebeutet,  körperliche und psychische Gewalt stellen keine Seltenheit dar. Bildung können die Mädchen vergessen, da die Besitzer hierfür nicht bezahlt haben. Sie werden behandelt wie Sklavinnen und müssen unter menschenunwürdigen Verhältnissen leben.

Ein weiteres großes Problem stellt die Zwangsverheiratungen junger Mädchen dar. Circa 40,7% der Mädchen werden bis zum Alter von 18 Jahren verheiratet, oft mit älteren Männern, die teilweise doppelt so alt wie sie selbst sind. Vergewaltigungen, minderjährige Schwangerschaften und körperliche Gewalt sind verbreitet. In einigen Teilen Nepals werden die Mädchen, falls ihr Ehepartner sterben,  wie  Aussätzige behandelt und dürfen nie wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Sie werden eingesperrt, und es ist ihnen nicht gestattet, das Haus zu verlassen.

Aber nicht nur junge Mädchen leiden unter der Zwangsehe, in Westnepal werden auch Jungen zwangsverheiratet.  Zwangsehen sind Resultat der Armut der Eltern des jungen Mannes, die auf die Mitgift der Eltern der Braut angewiesen sind und ihre Schwiegertochter obendrein als billige Arbeitskraft ausnutzen,

Kinderarbeit ist in Nepal zwar verboten, aber leider keine Seltenheit. Viele Kinder aus mittellosen Familien oder ganz ohne Familie haben keine andere Möglichkeit,  ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Circa 1,6 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 7  Jahren sind dazu gezwungen zu arbeiten. Sie arbeiten in verschiedenen Sektoren, zum Beispiel als Schuhputzer, in der Landwirtschaft, als Prostitutierte. Mädchen sind öfter von gefährlicher Kinderarbeit betroffen als Jungen. 

 

 

Frauen in Nepal

Frauen werden auch in Nepal benachteiligt und haben einen geringeren Stellenwert als Männer. Ihre Rechte dürfen sie nur ausüben, wenn ihre Ehemänner oder ihre Väter es ihnen erlauben. Da 86 % der Bevölkerung Nepals dem hinduistischen Glauben angehören, sind die Rollen noch stark traditionell geprägt.

Besonders die Frauen, die der untersten Kaste (den Unberührbaren – den Dalits) angehören, werden durch die vorherrschenden Traditionen benachteiligt. Nicht selten fallen junge Frauen dem Menschenhandel zum Opfer. Während ihrer Menstruation gelten sie als unrein und werden für diese Zeit ausgeschlossen, sie müssen sich zum Beispiel in den Kuhstall zurückziehen.

Aufgrund ihres niedrigen sozialen Status haben Dalit-Frauen keinen Zugang zu Gesundheits- oder Bildungseinrichtungen .

Frauen in Nepal leiden oftmals an Gebärmuttervorfall. Laut einer Studie haben ca. 600 000 Frauen in Nepal diese Krankheit. Gebärmuttervorfall ist eine starke Gebärmuttersenkung, die sehr schmerzhaft ist. Grund für das verstärkte Auftreten dieser Krankheit sind Kinderehen und die damit verbundenen frühen Schwangerschaften. Normalerweise müssen die Mädchen/Frauen nach einer Schwangerschaft direkt wieder schwere körperliche Arbeit verrichten. 

Körperliche Gewalt und sexueller Missbrauch an Frauen sind immer noch an der Tagesordnung. Laut der Journalistin Marie Dorigny sind 66% der Frauen und Mädchen misshandelt und/ oder sexuell missbraucht worden. Männer sind der Überzeugung, dass ihre Frauen ihnen gehorchen müssen.  Die Gleichberechtigung der Frau liegt nin weiter Ferne. 

 

Quellen

AKTIV GEGEN KINDERARBEIT: http://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/2012/02/neuer-bericht-ueber-kinderarbeit-in-nepal/
AMNESTY INTERNATIONAL: http://frauenrechte.amnesty.at/allgemein/nepal-unmenschliche-lebensbedingungen-fuer-frauen/
ANNABELLE: http://www.annabelle.ch/leben/politik-umwelt/elende-leben-kinderwitwen-41213
AUSWÄRTIGES AMT: http://www.auswaertiges-amt.de/sid_5AFC1318A5251711025FBF0F8878848E/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Nepal_node.html

BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG: https://www.bmz.de/de/laender_regionen/asien/nepal/index.html
EVANGELISCH.DE: https://www.evangelisch.de/inhalte/125863/25-10-2015/wir-sind-nicht-gluecklich-kinderbraeutigame-nepal
LE JOURNAL INTERNATIONAL: http://www.lejournalinternational.fr/Frau-in-Nepal-zu-sein-der-tagliche-Kampf_a3019.html
RAO ONLINE: http://www.raonline.ch/pages/edu/haz/quake_NPspec1501g.html
SPIEGEL ONLINE: http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/maedchen-in-nepal-verkauft-von-den-eigenen-eltern-a-623460.html
TRANSPARENCY INTERNATIONAL: http://www.transparency.org/cpi2015#results-table
THE GUARDIAN: http://www.theguardian.com/global-development-professionals-network/2016/jun/07/child-marriage-in-nepal-a-girl-is-a-girl-not-a-wife

WELTDATENATLAS: http://knoema.de/atlas/Nepal

(Lisa Biermann)

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 06.07.2016 (s. admin)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |