![]() Guerilla, Paramilitaers, Drogenhandel
In Kolumbien dauern die bewaffneten Auseinandersetzungen, denen im Laufe der Jahre viele Tausend Zivilisten zum Opfer gefallen sind, seit der Mitte des 20. Jahrhunderts an. Maßgebliche Gründe dafür sind Armut, ungerechte Verteilung von Grund und Boden und die Schwäche der staatlichen Gewalt. Die Konzentration des Grundbesitzes in Händen Weniger geht bis auf die Zeit der Kolonialisierung durch die Spanier zurück. Die Geschichte des Landes ist gekennzeichnet durch immer neue Schübe der Vertreibung von Bauern und Landarbeitern (>Vertreibungen). Die gewaltsamen Übergriffe bewaffneter Gruppen und Krimineller werden durch den internationalen Drogenhandel insbesondere in die USA und nach Europa angeheizt. Seit 1970 und 1980 haben die Bauern aus Mangel an Alternativen die Flächen für den Anbau von Koka und Heroin beträchtlich ausgeweitet. Mit dem "Plan Colombia" führen die USA den "Krieg gegen die Drogen" lieber in Kolumbien als auf dem eigenen Staatsgebiet. Das Geld aus dem Drogenhandel hat eine neue Ökonomie entstehen lassen. Ihre Gewinne erweisen sich als treibender Motor der bewaffneten Konflikte. In den Llanos Orientales (den endlosen Savannen des Ostens) bildeten sich die ersten Guerillagruppen. 1953 ergriff der populistische General Gustavo Rojas Pinilla die Macht und versuchte eine Annäherung an die Guerilla, deren Mitgliedern er eine Amnestie in Aussicht stellte. Als einige verhandlungsbereite Guerillaführer ermordet wurden, zogen sich die bewaffneten Gruppen wieder in den Untergrund zurück. Sie gründeten die "Unabhängigen Republiken" ("repúblicas independientes"), u.a. Marquetalia im Landesinneren. Dort entstand die Guerillagruppe der Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC), deren erster Anführer Pedro Marín alias Manuel Marulanda war. Um das Land zu befrieden, bildeten die Führer der Liberalen und der Konservativen die "Nationale Front" (Frente Nacional), in der sie die Macht wechselweise teilten. Im Zusammenhang mit einem vermuteten Wahlbetrug unter der Präsidentschaft von Misael Pastrana Borrero entstand am 19. April 1970 die hauptsächlich von Studenten und Intellektuellen getragene Guerillabewegung Movimiento 19 de Abril (M-19). Die verschiedenen Guerillabewegungen - FARC, ELN, M19, EPL und die Bewegung Quintín Lame - bekämpften abwechselnd die Regierung oder sich gegenseitig. Dabei bezogen sie sich auf eine marxistische, leninistische oder maoistische Ideologie. 1980 besetzte die M-19 in einer spektakulären Aktion die Botschaft der Dominikanischen Republik. 1985 überfiel sie den Justizpalast im Herzen Bogotás. Die Aktion endete in einem Blutbad. Während und auch noch nach der Befreiung sind zahlreiche Geiseln, darunter die obersten Richter des Landes, angeblich von Angehörigen des Heeres ermordet worden. In den folgenden Jahren begann ein Prozess der Demobilisierung von Mitgliedern der M-19. Unter der Regierung von César Gaviria (1990 - 1994) gaben EPL und Teile des ELN ihre Waffen ab und beteiligten sich an der Entwicklung eines neuen Grundgesetzes (Constitución von 1991). Als Alternative zum bewaffneten Kampf gründeten Mitglieder der EPL die Partei Unión Patriótica. Zahlreiche führende Persönlichkeiten dieser Gruppierung wurden in den folgenden Jahren ermordet. Unter der Regierung von Ernesto Samper (1994 - 1998) gelang den FARC eine Reihe spektakulärer Schläge gegen das staatliche Heer. In einer entmilitarisierten Zone (Cartagena del Chairá und San Vicente del Caguán) richteten sie ein eigenes Regime auf. Verhandlungen mit dem Staat blieben erfolglos. In der Regierungszeit des Präsidenten Andrés Pastrana (1998 - 2002) wurde den FARC eine Zone mit fünf Ortschaften als Rückzugsgebiet zugeteilt, um "inmitten des Konflikts" über Möglichkeiten einer Entmilitarisierung zu verhandeln. Auch dieser Befriedungsversuch schlug fehl. Die Guerillagruppen scheuten nicht vor immer neuen terroristischen Massakern an der Zivilbevölkerung zurück. Sie finanzieren sich bis heute durch Entführungen und den Handel mit Drogen. Angeblich hält sie 3.000 Geiseln in ihrer Gewalt, zum Teil seit über zehn Jahren. 2002 wurde Álvaro Uribe Vélez zum Präsidenten gewählt. Er ging mit "harter Hand" ("mano dura") gegen die Aufständischen vor, mit sichtbarem Erfolg. Von der Guerilla und anderen Kritikern wird ihm indessen vorgeworfen, er unterstütze die illegalen paramilitärischen Gruppen. Zu Beginn seiner Regierungszeit verfügten die FARC über 18.200 bewaffnete Krieger, aufgeteilt in 64 Abteilungen ("frentes"). 2008 waren es kaum weniger. Inzwischen konnte die Guerilla jedoch geschwächt und in schwer zugängliche Gebiete des Landes zurückgedrängt werden. Am 2. Juli 2008 gelang es einer Einheit des kolumbianischen Heeres in einer spektakulären Aktion, die ehemalige Präsidentschaftsbewerberin Íngrid Betancourt zusammen mit anderen Geiseln, darunter drei Bürgern der USA, aus der Hand der FARC zu befreien. Die Streitkräfte konnten auch einige der mächtigsten Guerillaführer töten oder gefangen nehmen. Inzwischen hat die Guerilla durch ihre terroristischen Akte, Massaker an der Zivilbevölkerung und Entführungen jeglichen Rückhalt in der Bevölkerung verloren. Paramilitärs Mit dem "Gesetz für Gerechtigkeit und Friede" ("Ley de Justicia y Paz") bietet die Regierung den Mitgliedern von Selbstverteidigungspruppen die Möglichkeit einer Reintegration in die Gesellschaft. Zahlreiche Führer der Paramilitärs wurden wegen ihrer Verwicklungen in den Drogenhandel inzwischen in die USA ausgeliefert, unter ihnen die berüchtigten "Jorge 40" und Salvatore Mancuso. Tausende von Paramilitärs haben die ihnen gebotene Chance ergriffen und Maßnahmen der Wiedereingliederung samt die vom Staat zur Verfügung gestellten Geldmittel in Anspruch genommen. Viele aber sind anschließend wieder in die Illegalität abgetaucht und haben neue paramilitärische Gruppen gebildet, so die berüchtigten Aguilars Negras im Norden und Westen des Landes, die gegenwärtig auch unter den Studenten der Universitäten Werbung betreiben. Heute soll es in Kolumbien noch etwa 10.200 bewaffnete Paramilitärs geben. Sie teilen sich in etwa 100 Verbände auf und sind in 246 Ortschaften des Landes präsent, wo sie sich dem Drogenhandel widmen, Kritiker ermorden, die sich sozial und politisch engagieren, drogenabhängige Jugendliche mit dem Tod bedrohen und alles daran setzen, ihre Gebiete durch Drohung und Terror unter Kontrolle zu halten. Derweil führt die Justiz in Bogotá Verfahren gegen etwa 60 Kongressabgeordnete, über 20 ehemalige Parlamentarier und 300 Regionalpolitiker durch, denen vorgeworfen wird, mit dem Paramilitarismus verbunden zu sein. Drogenhandel Folgen der bewaffneten Auseinandersetzungen > LA VIOLENCIA EN COLOMBIA NO PROVIENE SÓLO DE LAS FARC, AFIRMAN ACTIVISTAS | |
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 15.01.2013 (s. admin) |