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Waisenkinder, Straßenkinder in Bogotá, ca. 1925
Straßenkinder in Kolumbien
"Gamines", "Straßenjungen" in Bogotá, 1976 Kolumbien ist das klassische Land der Straßenkinder. Derzeit soll es dort etwa 30.000 Jungen und Mädchen geben, die dauerhaft auf der Straße leben. Das Phänomen armer, verlassener und verstoßener Minderjähriger - der "gamines" oder "chinos de la calle" - wird in diesem Land seit dem 16. Jahrhundert beobachtet. Fast alle kolumbianischen Straßenbewohner konsumieren Drogen. Für hygienische und intime Verrichtungen oder Sexualität steht ihnen keine Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung. Aufgrund der gegebenen Lebensbedingungen sind gefährliche Krankheiten weit verbreitet. Viele Straßenbewohner können weder lesen noch schreiben oder haben es verlernt. In so gut wie allen Städten (Bogotá, Cali, Medellín) gibt es Einrichtungen, die jüngeren und älteren Straßenbewohnern karitative, ganz selten auch bildungsorientierte Angebote machen.
In Kolumbien soll es - nach Angaben von UNICEF aus dem Jahr 2006 - 30.000 Kinder geben, die den Großteil des Tages auf der Straße verbringen, 70 bis 80 Prozent von ihnen sind Jungen, 20 bis 30 Prozent Mädchen (www.unicef.org/colombia/08-calle.htm). Üblicherweise teilt man Straßenbewohner ("habitantes en situación de calle") in eine größere, weiter gefasste ("habitantes / niños en la calle") und eine kleinere, enger gefasste Population ("habitantes / niños de la calle") ein. Übergänge zwischen den beiden Kategorien sind fließend. Bei der kleineren Gruppe handelt es sich um Obdachlose. Die Kinder haben keinen oder nur sporadischen Kontakt zur Herkunftsfamilie. Angehörige der größeren Gruppe gehen auf der Straße irgendeiner Beschäftigung nach, um Geld zu verdienen. Sie leben normalerweise bei ihren Eltern oder halten sich bei einem Elternteil irgendwo in der Stadt auf. Von dort aus machen sie sich regelmäßig auf den Weg, um Gegenden aufzusuchen, wo sie arbeiten und Geld beschaffen können. Statt die Schule zu besuchen, treiben sie sich vor allem in den Stadtzentren, auf Plätzen und Märkten herum. Straßenkinder sind ein Teil der 16 Millionen kolumbianischen Mädchen und Jungen unter 18 Jahren, die 41 Prozent der Gesamtbevölkerung (45 Millionen) ausmachen. Mehr als 4 Millionen (über 10 Prozent der Bevölkerung) sind zwischen 5 und 9 und weitere 4 Millionen (ebenfalls über 10 Prozent der Bevölkerung) zwischen 10 und 14 Jahre alt. Nie zuvor hat es so viele Kinder in Kolumbien gegeben wie im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts.
80 Prozent der Straßenkinder sind zwischen 12 und 17, etwa 10 Prozent weniger als 7 Jahre alt. Als das staatliche Institut Bienestar Familiar (ICBF) im Jahr 2006 in 16 großen Städten Kolumbiens unter 11.279 befragten Kindern auf 4.457 Straßenkinder stieß, stellte man fest, dass 82 Prozent von ihnen in Institutionen, der Rest auf der Straße lebte (siehe Instituto Colombiano de Bienestar Familiar (ed.): Caracterización social y cuantificación de niños en situación de calle, Bogotá 2006). 42,3 Prozent der Straßenkinder im weiteren Sinn ("niños, niñas y adolescentes en situación de calle") hielten sich in Bogotá, 18,7 Prozent in Medellín und 9 Prozent in Cali auf. (Ein Jahr zuvor- 2005 - war eine andere Untersuchung zu etwas abweichenden Ergebnissen gekommen. Danach lebten 37 Prozent aller kolumbianischen Straßenkinder, das heißt über 11.000, in Bogotá. In Cali wurden im Jahr 2005 3.620 Straßenbewohner gezählt, 54,6 Prozent Straßenbewohner im engeren Sinn und 45,4 Prozent Straßenbewohner im weiteren Sinn. Unter ihnen waren 1.645 Kinder im Alter zwischen 4 und 17 Jahren (siehe Censo sectorial de habitantes de y en la calle, Santiago de Cali 2005). Neben Bogotá sind heute Manizales, Pereira und Armenia die Städte mit dem größten Straßenkinderaufkommen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts soll es in Bogotá etwa 500 Straßenbewohner gegeben haben, 3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Im Zusammenhang mit der Unabhängigkeitserklärung wird das Real Hospicio 1810 geschlossen. Als die Zahl der "chinos de la calle" jedoch immer weiter wächst, wird es 1858 erneut geöffnet.
Auf den Straßen der Hauptstadt formieren sich Gruppen und Banden, die später so genannten "galladas" und "pandillas", von Straßenkindern. Sie wollen sich schützen, indem sie sich zusammenschließen. Seit 1883 nimmt sich die Beneficencia de Cundinamarca der verarmten Straßenbevölkerung an. Die Wohltätigkeit steht unter der Leitung der Hermanas de la Caridad (Schwestern der Barmherzigkeit). Im 20. Jahrhundert wird eine Reihe bedeutsamer Institutionen für Straßenbewohner gegründet, unter ihnen das Instituto de Proteción de la Niñez y de la Juventud (IDIPRON) im Jahr 1967, ein Jahr später das staatliche Instituto Colombiano de Bienestar Familiar (ICBF). Verlassen der Familie Ein Teil der Kinder und Jugendlichen der Straße versucht, den Kontakt mit Familienangehörigen (Mutter, Vater, Großmutter, Geschwister, Tanten usw.) aufrecht zu erhalten. Je jünger sie sind, umso intensiver pflegen sie diese Beziehungen. Auf Dauer lässt sich dies bei den meisten jedoch nicht durchhalten. Es gibt viele Straßenbewohner, die überhaupt nicht wissen, wo sich ihre Mütter und ihre Väter aufhalten.
Orte des Überlebens
Tätigkeiten auf der Straße
Drogenkonsum Sexualität Bei der zitierten Befragung von Bienestar Familiar aus dem Jahr 2006/07 erklärte mehr als die Hälfte aller Jungen und Mädchen der Straße, sie hätten bereits sexuelle Beziehungen gehabt. Die meisten hatten Verhütungsmaßnahmen ergriffen, am häufigsten benutzten sie Kondome. Viele hatten davon gehört, dass es Geschlechtskrankheiten gibt. Sie wussten, was "AIDS" ("SIDA") bedeutet. Allerdings zeigten sich große Unterschiede im Kenntnisstand zwischen den Kindern und Jugendlichen in den einzelnen Städten. Während zum Beispiel in Villavicencio und Cartagena so gut wie alle wenigstens rudimentäre Vorstellungen von diesem Thema hatten, waren 70 Prozent der Jungen und Mädchen in Santa Marta völlig ahnungslos. Trotz wichtiger Grundkenntnisse hatten nicht wenige der Straßenkinder selbst Geschlechtskrankheiten.
Im Unterschied zu den "gamines" früherer Zeiten sind die heutigen kolumbianischen Kinder und Jugendlichen der Straße meist viel reinlicher und besser gekleidet. Man kann sie deshalb von ihren bürgerlicher lebenden Altersgenossen oft kaum unterscheiden.
Alphabetisierung auf der Straße. Medellín, Rojas Pinilla Platz, 2008 >En las calles de 16 ciudades colombianas viven 4.547 niños, señala estudio del ICBF y Unión Europea Literatur Informationen über Anzahl und Lebensweise von Straßenbewohnern in Kolumbien sind insbesondere den Untersuchungen von DANE (Departamento Administrativo Nacional de Estatística) und Bienestar Familiar zu entnehmen: - Segundo Censo Sectorial de Habitantes de la Calle de Bogotá, 1999. - Mujeres con hijos habitantes de la calle, Bogotá 2000. - Tercer Censo Sectorial de Habitantes de y en la calle de Medellín, 2002. - Censo sectorial de habitantes de y en la calle, Santiago de Cali 2005. - Instituto Colombiano de Bienestar Familiar: Caracterización Social y cuantificación de niños y niñas y adolescentes en situación de calle, Bogotá 2007. - über: Gamines, niños de la calle, niños indigentes, niños en situaciones de riesgo, niños abandonados, niños desplazados, abuso infantil: Ministerio de Educación de Colombia (ed.): Lo visible de lo invisible. Análisis y mejoramiento de las condiciones de vida de los niños, niñas y jóvenes de la calle. Documento Nacional, Red de solidaridad, 1998. - Segundo Censo Sectorial de Habitantes de la Calle de Bogotá, 1999; Mujeres con hijos habitantes de la calle, Bogotá 2000. - Tercer Censo Sectorial de Habitantes de y en la calle de Medellín, 2002. - Censo sectorial de habitantes de y en la calle, Santiago de Cali 2005. - Instituto Colombiano de Bienestar Familiar (ed.): Caracterización social y cuantificación de niños, niñas y adolescentes en situación de calle. Estudio realizado en 16 ciudades de Colombia durante el año 2006, Bogotá 2007. - Departamento Administrativo Nacional de Estatística (ed.): Mujeres con hijos habitantes de la calle, Bogotá o.J. - Coalición contra la vinculación de niños, niñas y jóvenes al conflicto armado en Colombia, Bogotá 2002. - UNICEF. Cuaderno de la infancia 1. Creciendo en el asfalto. Niños, niñas y jóvenes vendedores en las calles de Bogotá, Bogotá 2002. - Grima, José Manuel. Chicos de la calle o trabajo chico? : Ensayo sobre la función paterna. Buenos Aires : Editorial Lumen Hvmanitas, 1999. - Meunier, Jacques. Les gamins de Bogota. Paris : J. C. Lates, 1977. - Jaramillo Echeverry, Jaime E. Los hijos de la oscuridad. Santa Fe de Bogotá: Grupo Editorial Norma, 1999. - Médicos del Mundo. La unidad movií : aprendizaje producto de experiencias, vivencias,visiones e interpretaciones durante el proceso. Bogota : Medicos del Mundo ; Hispital la Perseverancia, 2000. - Jaramillo Echeverry, Jaime E. Los hijos de la oscuridad. Santa Fé de Bogotá : Grupo Editorial Norma, 1999. - Sánchez, Gervasio. Niños de la guerra = Children of war. Barcelona : Leopold Blume, 2000. - Armed conflict and internal forced displacement in Colombia: This is not our war... and we are losing it. Santa Fé de Bogotá : CODHES, Unicef, 2000. - Conflicto armado y desplazamiento forzado interno en Colombia : esta guerra no es nuestra...y la estamos perdiendo. Santa Fé de Bogotá : CODHES, Unicef, 2000. - Guerrillas and illegal self-defence groups guilty of genocide : Ejército Nacional, 2000. - Unicef presente Santa Fe de Bogotá : Unicef, 2000- . Fondo de las Naciones Unidas para la Infancia (Bogota) - Conflicto armado y desplazamiento forzado interno en Colombia: esta guerra no es nuestra. Y la estamos perdiendo. Ed. Santafé de Bogotá: CODHES, Unicef, 2000.72 p. - Guerrillas and illegal sefl-defence groups guilty of genocide : Ejercito Nacional, 2000. - Unicef presente, Fondo de las Naciones Unidas para la Infancia (Bogotá) Santa Fé de Bogotá. Unicef, 2000. - Echeburua Odriozola, Enrique. Abuso sexual en la infancia: Víctimas y agresores, un enfoque clínico,Barcelona : Editorial Ariel, 2000. | |||||||||||||
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 15.01.2013 (s. admin) |