![]() Straßenkinder in Bogotá
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Charakterisierung des Lebens auf den Straßen der Hauptstadt Riesige Slums mit Millionen Menschen legen sich als regelrechte Elendsgürtel um die Städte herum. Angesichts des Kulturschocks, der ihnen widerfährt, und der im neuen Lebensumfeld herrschenden Not und Entbehrung zerbrechen viele Familien, die Väter verschwinden, und Frauen sehen sich genötigt, die Rolle von Familienoberhäuptern zu übernehmen. Sie haben nicht selten eine große Schar von Kindern zu ernähren, suchen irgendwo in der Stadt, in den Gegenden der Reichen, nach einer Beschäftigung und müssen die Kleinen oft tage- oder gar wochenlang sich selbst überlassen. Die Kinder, allein und unversorgt, versuchen nun, irgendwie zu überleben. Sie verlassen ihr Zuhause zum Betteln, übernehmen Gelegenheitsarbeiten. Anfangs bleiben sie nur kurzfristig außer Haus, dann immer häufiger und länger, schließlich tauchen sie in die Subkultur der Straße ein. Um dort überleben zu können, werden sie kriminell, konsumieren und handeln mit Drogen, prostituieren sich. Die wenigstens Straßenkinder in Bogotá sind von ihren Familien verstoßen worden. Als Gründe, weshalb sie ihr Zuhause verlassen haben, nennen die meisten Schläge, Ausbeutung und Missbrauch durch Erwachsene. In der Familie fehlten ihnen Fürsorge, Zuwendung und Zukunftsperspektiven. Auf der Straße wird ihnen schockartig bewusst, dass ihnen dort das gleiche Schicksal widerfährt. Sie finden niemanden, dem sie vertrauen können. Straßenkinder nannte man in Kolumbien früher gamines, meninos de rua in Brasilien, pelones in Mexiko. Ihr äußeres Kennzeichen war Verwahrlosung und Schmutz. Heute ist das meist anders: Jugendliche Straßenbewohner sehen sauberer und gepflegter aus. Das gilt vor allem für die Mädchen und Jungen, die sich prostituieren (>Kinderprostitution). Straßenkinder und Jugendliche, die sich von zu Hause ganz abgewendet und den Kontakt zur Herkunftsfamilie abgebrochen haben, arbeiten in der Regel nicht. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, betteln und stehlen sie. Größer ist die Anzahl derjenigen, die zwar auf der Straße leben, gelegentlich, manchmal auch regelmäßig, Kontakt zu ihren Familien suchen, oder nur den Tag auf der Straße verbringen, um abends zu Hause zu übernachten. Dies gilt insbesondere für diejenigen Minderjährigen, die auf der Straße arbeiten, Schuhe putzen, an den Ampeln, wo der Verkehr zum Stehen kommt, Autoscheiben wischen, Zigaretten und Süßigkeiten verkaufen. Im Unterschied zu den Obdachlosen konsumieren diese Kinder in der Regel keine Drogen. Früher sah man viel mehr Jungen auf den Straßen Bogotás. Heute hat sich die Zahl der Mädchen auf 20 bis 30 Prozent erhöht. Zahlen und Fakten Dasselbe gilt für Untersuchungen von DANE in den Folgejahren. 2003 wurden 13.415 Straßenbewohner gezählt, von denen 76 Prozent bereits seit sechs Jahren und länger, etwa 5 Prozent seit drei Jahren und 2 Prozent seit weniger als einem Jahr obdachlos waren (IV Censo sectorial de habitantes de calle Bogotá-Soacha, realizado por el DANE y el programa IDIPRON). Als Grund dafür nannte mehr als die Hälfte der Befragten familiäre Konflikte. Die meisten hatten eine nur geringe Schulausbildung. Rasch wechselnde Partnerschaften, frühe sexuelle Erfahrungen, oft schon vor dem 12. Lebensjahr, kaum Verhütungsmaßnahmen, ungewollte Schwangerschaften und Drogenabhängigkeit erwiesen sich als charakteristisch für sie. 2005 machte eine weitere Untersuchung in Bogotá 1.886 Straßenkinder aus, 94 Prozent von ihnen lebten in Einrichtungen, nur 6 Prozent auf der Straße (DANE; Censo de población, 2005; UT Econometría-SEI “Censo de niños y niñas en situación de calle, ciudad de Bogotá). Auch diese Erhebung erlaubt keinen Schluss auf die tatsächliche Anzahl von Straßenbewohnern, vielmehr zeigt sie, wie schwierig es ist, Kinder und Jugendliche der Straße überhaupt ausfindig zu machen. Von der angetroffenen Population war etwa die Hälfte zwischen 12 und 17 Jahre alt, ungefähr 60 Prozent weiblichen Geschlechts. Die Mädchen zeigten größere Bereitschaft, sich in Institutionen aufnehmen zu lassen, als die Jungen. 16 Prozent der obdachlos auf der Straße Angetroffenen waren jünger als 7 Jahre alt. Die überwiegende Zahl der Mädchen und Jungen wies äußerlich sichtbar Narben und Zeichen gesundheitlicher Beeinträchtigung auf. Die meisten der über Sechsjährigen konnten lesen und schreiben, sie hatten die Grundschule bis zu einem bestimmten Klassenniveau besucht. Die Jungen übernachteten häufiger auf der Straße, in Parks oder unter Brücken, während die Mädchen es in der Nacht vorzogen, sich eine Bleibe in einem Haus zu suchen. Ihren Lebensunterhalt bestritten die meisten Jungen und Mädchen mit Müllsammeln, Verkauf von Süßigkeiten und durch Bettelei. Andere bewachten Autos, wuschen sie oder putzten Scheiben. Auf die Frage, an wen sie sich wenden könnten, wenn sie in Not wären, antworteten die meisten: "An niemanden." Straßenkinder sind oft krank. Die genannte Untersuchung fand heraus, dass die am meisten verbreiteten Leiden Grippe und Erkältungen sind, gefolgt von Zahnschmerzen, Kopfweh, Durchfall, Hauterkrankungen und Schlafstörungen. Links und Literatur>NIÑOS DE LOS ANDES: FUNDACIÓN QUE LABORA EN BOGOTÁ >POBREZA DE LA NIÑEZ EN BOGOTÁ | |||
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 15.01.2013 (s. admin) |