Wirtschaft. Armut
(Hartwig Weber, 2012)

In der Liste der größten Volkswirtschaften der Erde steht Mexiko an vierzehnter Stelle und ist die Nummer sieben unter den Öl exportierenden Staaten der Welt. Als Schwellenland ist es gleichzeitig Mitglied der OECD.

Mexikos Wirtschaft wird von einigen großen Unternehmen dominiert, insbesondere von den beiden staatlichen Monopolisten, den Erdölgiganten Petróleos Mexicanos (Pemex) und die CFE (Comisión Federal de Electricidad - größter Stromproduzent Lateinamerikas).

Seit Anfang der neunziger Jahre betreibt Mexiko eine Freihandelspolitik. Die Abhängigkeit von den USA ist seit jeher groß: Im Rahmen von NAFTA wickelt Mexiko rund 80 Prozent seines Exports mit den Vereinigten Staaten ab. Die konjunkturelle Entwicklung der USA bestimmt also stark das mexikanische Wachstum. In den letzten Jahren hat die Regierung ein weltweites Netz von 15 Freihandelsabkommen, unter anderem mit der EU und Japan, sowie regionale Zusammenschlüsse mit anderen lateinamerikanischen Staaten aufgebaut (vgl. http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/laender_regionen/lateinamerika/mexiko/zusammenarbeit.html).

Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von ca. 1.080 Mrd. USD 2011 verzeichnete Mexiko die zweitgrößte Wirtschaftsleistung Lateinamerikas (zweitgrößte Bevölkerung, drittgrößtes Territorium der Region, verantwortlich für ca. 1,6 Prozent des Welt-BIP). Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt ca. 10.000 USD.

Bei der Armutsbekämpfung hat es in Mexiko seit den 90er Jahren Erfolge gegeben. Es ist gelungen, den mit unter 1,25 USD am Tag lebenden Bevölkerungsanteil (7,7%) annähernd zu halbieren. Die mexikanische Lebenswirklichkeit bleibt dennoch von sozialen Spannungen und einer nach wie vor extremen Ungleichverteilung des Vermögens gekennzeichnet.  Wohlhabende werden immer reicher, die Armen ärmer.

Die mexikanische Regierung konnte zwar seit Mitte der neunziger Jahre durch gezielte Sozialausgaben Fortschritte bei der Armutsbekämpfung erzielen. Der Anteil der Armen sank von 70 auf unter 50 Prozent. Doch mehr als 50 Millionen Menschen leben noch immer in Armut. 19 Millionen extrem Armen stehen pro Tag weniger als 1,50 US-Dollar zum Lebensunterhalt zur Verfügung.  

 

Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben                                               1,15 Prozent (2008)

  Anteil der Menschen, die unter der nationalen Armutsgrenze leben                        51,3   Prozent (2010)

  Anteil der Menschen, die unterernährt sind                                                           5 Prozent (2008)

  (vgl. http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/laender_regionen/lateinamerika/mexiko/profil.html)

 

Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Neben 3 Millionen offiziell Arbeitslosen gibt es über 5 Millionen Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen.

7 Millionen Jugendliche haben schlechte Bildungschancen. Sie können weder arbeiten noch studieren („los Ninis“: „ni estudian, ni trabajan“). Was ihnen im Weg steht, sind ökonomische und soziale Hindernisse. Mangelnde Aus- und Fortbildungsangebote, fehlende Investitionen und ausbleibende Reformen auf dem Arbeitsmarkt wirken zusammen und zementieren die Chancenlosigkeit der Jugendlichen auch für die Zukunft. Hunderttausende wandern in die USA aus, um dort Arbeit zu suchen.  

Ungleichheit, fehlender sozialer Sicherheit und mangelnder Gerechtigkeit stellen die gravierendsten Strukturdefizite des Landes dar. Bestechlichkeit ist an der Tagesordnung. Sie verschlimmert die wirtschaftlich prekäre Lage. Für das Jahr 2001 wurde der Korruptionsindex des Landes von Transparency International mit einem Wert von 3,0 angegeben - Platz 98 von 178 Ländern (Maximum: 10; Minimum 0; zum Vergleich: Deutschland 8,0). Korruption betrifft in Mexiko alle Ebenen, politische, administrative wie soziale.

Die organisierte Kriminalität macht das Leben der Menschen gefährlich. Der massive Einsatz von Militär und Bundespolizei durch die Regierung hat daran fast nichts geändert. Seit Ende 2006 sollen über 60 000 Menschen getötet worden sein (vgl. http://www.boell.de/weltweit/lateinamerika/lateinamerika-mexiko-wirtschaft-14195.html). Allein im Jahr 2010 sind dem "Drogenkrieg" zwischen staatlichen Sicherheitskräften und den Drogenkartellen über 15 000 Menschen zum Opfer gefallen. Hinzu kommen Entführungen, Gewaltkriminalität und die Unterwanderung des Sicherheitsapparates. Der Bevölkerung zweifelt an der Fähigkeit der  Regierung, die Lage zu verbessern (vgl. http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Mexiko/Wirtschaft_node.html#doc368650bodyText2).

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 27.10.2012 (s. admin)