Jugendgangs in Mexiko Im spanischsprachigen Lateinamerika werden die Jugendbanden meist „pandillas juveniles“, ihre Mitglieder „cholos“ oder „chavos banda“ („Bandenjugendliche“) genannt. Um den diskriminierenden Beigeschmack der Begriffe „Bande“ oder „Gang“ zu vermeiden, spricht man in der Jugendforschung ersatzweise von „Jugendkulturen“, „Subkulturen“ oder „Jugendbewegungen“. „Pachucismo“ Cholos, chavos banda Ursprünglich entstand der „Cholismo“ in den Gefängnissen der USA. Die mexikanischen Rückkehrer nahmen ihn in ihre Heimatländer mit, wo er von dortigen Jugendgruppen aufgegriffen wurde und zur „stärksten und nachhaltigsten grenzüberschreitenden Jugendbewegung“ nicht nur in Mexiko, sondern auch in den USA wurde (siehe José Manuel Valenzuela, ebenda S. 39). Im Unterschied zu den Cholos orientiert sich die Jugendbewegung der chavos banda der Barrios an Punks der Musikrichtung Banda. Mit Tätowierungen versuchen sie, ihre Gefühle und politische Einstellung künstlerisch auszudrücken. Zwischen cholos und chavos banda findet ein reger linguistischer Austausch statt, so dass zahlreiche neu geprägte Begriffe eine Art lingua franca amerikanischer Jugendlicher darstellen. Gemeinsam ist den Zusammenschlüssen Jugendlicher das Bestreben, kollektive Identitäten auszubilden und ihren Wünschen und Bestrebungen Ausdruck zu verleihen, gerade dann, wenn diese im Widerspruch zu den Ansichten und Perspektiven der herrschenden Mehrheit stehen. Selbstbehauptung Naturgemäß entsteht die Erscheinung der Jugendgangs immer in Relation zu geschichtlichen und sozialen Kontexten, von denen sie abhängig ist und auf die sie reagiert. Wie überall, so bilden auch in Mexiko Vertreibungen, Verelendung und Arbeitslosigkeit den Hintergrund. Die Hälfte der Bevölkerung Mexikos lebt in Armut, mehr als 50 Prozent sind jünger als 20 Jahre alt. Dies entspricht in etwa der Lage in ganz Lateinamerika: - Von 200 Millionen unterprivilegierten Lateinamerikanern sind mehr als die Hälfte Kinder und Jugendliche. Die nachwachsende Generation ist vom Mangel und der wachsenden Kluft zwischen Armen und Reichen am stärksten betroffen. In der Bildung von Jugendbanden zeigen Betroffene und Gleichgesinnte, dass sie willens und fähig sind, sich trotz widriger Umstände zu behaupten, die Welt, wie sie sie vorfinden, sich anzueignen, sie zu interpretieren und zu gestalten. |
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 27.10.2012 (s. admin) |