![]() Hintergründe Die Menschheit, ein „globales Dorf" Auf der Erde leben ungefähr 7 Milliarden Menschen. Niemand kann sich eine so große Zahl konkret vorstellen. Deshalb haben drei österreichische Autoren die Verhältnisse auf der Welt herunter gerechnet auf ein Dorf mit 100 Einwohnern (vgl. Josef Nussbaumer, Andreas Exemberger, Stefan Neuner: Unser kleines Dorf, Kufstein 2009). Mit dieser Metapher kann man sich leichter globale, demographische und ökonomische Zusammenhänge veranschaulichen. Die Verhältnisse in diesem „Weltdorf“ würden dann folgendermaßen aussehen: (Zum Folgenden siehe Ute Scheub, Yvonne Kuschel: Beschissatlas. Zahlen und Fakten zu Ungerechtigkeiten in Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt, Frankfurt am Main 2012, S. 8ff. Vgl. auch www.weltbevoelkerung.de; www.weltagrarbericht.de/downloads/Wege_aus_der_hungerkrise_2.4MB.pdf) Bevölkerung Alter Sprachen Ernährung Arbeit Eigentum Wohnung Bildung Konsum Wenn alle Menschen im Dorf so leben wollten wie die des reichen Dorfteiles, dann könnten nur 22 Personen von den vorhandenen Ressourcen überleben.
Soziale Gerechtigkeit in Deutschland Die Weltbevölkerung ist in den zurückliegenden Jahren stark gewachsen; aber die Wachstumsrate hat sich inzwischen verlangsamt. Insgesamt ist die Menschheit gealtert, die Lebenserwartung ist gestiegen, und viel mehr Menschen als früher haben Zugang zu Bildung. Was sich indes nicht geändert hat, ist die ungleiche Verteilung des Reichtums. Die Menschen könnten dann sozial gerecht leben, wenn es im „globalen Dorf“, der Welt, keine Armut gäbe, wenn alle Zugang zur Bildung hätten, der Arbeitsmarkt für Arbeitswillige offen stünde und das Einkommen angemessen verteilt wäre. Selbst in einem reichen Land wie Deutschland sind diese Bedingungen jedoch in befriedigendem Maß nicht gegeben. In der Bundesrepublik hat die Einkommensarmut in den vergangenen zwei Jahrzehnten sogar deutlich zugenommen. Besonders Besorgnis erregend ist die Kinderarmut. Fast jedes neunte Kind lebt hier unterhalb der Armutsgrenze. Damit sind für sie die elementaren Grundvoraussetzungen sozialer Gerechtigkeit nicht erfüllt. Unter den Bedingungen von Armut gibt es weder soziale Teilhabe noch ein selbstbestimmtes Leben. Was den sozial gerechten Zugang zur Bildung betrifft, so weist das deutsche Bildungssystem große Defizite auf. Der Bildungserfolg von Kindern hängt von ihrer sozioökonomischen Herkunft ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder aus einem sozial schwachen Umfeld durch Bildung befähigt werden, am gesellschaftlichen Wohlstand teilzuhaben, ist in Deutschland geringer als in vielen anderen OECD-Staaten. Obwohl in Deutschland die weltweite Wirtschaftskrise am Arbeitsmarkt deutlich weniger spürbar ist als anderswo, gibt es unter dem Gesichtspunkt sozialer Gerechtigkeit Schattenseiten. Einige gesellschaftliche Gruppen wie Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte haben nach wie vor große Schwierigkeiten, in Beschäftigung zu kommen. Im Hinblick auf die Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit liegt Deutschland im OECD-Vergleich sogar auf dem vorletzten Platz. Hinsichtlich sozialer Kohäsion und Gleichheit zeigen sich für Deutschland verschiedene Defizite: Die Ungleichverteilung der Einkommen hat innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte so stark zugenommen wie in kaum einem anderen OECD-Mitgliedsland. Mit Blick auf den Zusammenhalt einer Gesellschaft ist eine solche Polarisierungstendenz bedenklich. Sehr gute Werte in den zentralen Gerechtigkeitsdimensionen „Armutsvermeidung“ und „Bildungszugang“ weisen insbesondere die skandinavischen Länder auf. Aber auch in Schweden ist die Jugendarbeitslosigkeit hoch. Deutschland liegt lediglich im Mittelfeld des Gerechtigkeitsindexes, südeuropäischen Länder Italien, Portugal und Spanien am Ende (vgl.http://www.bertelsmann-stiftung.de/bst/de/media/xcms_bst_dms_33013_33014_2.pdf). (mehr zu den Themen Globalisierung und Armut?) Literatur und Links zum Thema Armut - Ulrich Beck: Was ist Globalisierung? Frankfurt am Main 2007. Ministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zum Thema Armut: Informationen der Weltbank über Armut: Weltbank über die Messbarkeit von absoluter Armut: Weltbank über nationale Ökonomien: Diakonie über Hartz IV: DGB zum Thema Armut: http://www.dgb.de/ http://www.gender-budgets.org/ UNDP zu Frauenfragen: UNICEF zu „Bildung für Mädchen": Human Rights Watch zu Frauenfragen: terre des femmes Deutschland: UN zum Thema Frauen: UNESCO zu Frauenrechten: Bundeszentrale für politische Bildung über Bildungsarmut: UNESCO-Weltbericht „Bildung für alle 2007" (Kurzfassung): UNICEF über Recht auf Bildung . UNESCO Bericht zu „Education for All 2007": Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, über "Bildungsarmut und Humankapitalschwäche in Deutschland" |
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 10.11.2012 (s. admin) |