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Straßenkinder in Johannesburg (Text und Fotos: Maren Basfeld)
Inhaltsverzeichnis Geschichte Johannesburgs Straßenkinder in Johannesburg, Zahlen und Fakten Schlafstätten Krankheiten Bildung Shelter Drogenkonsum Links und Literatur
Johannesburg, Südafrikas größte Stadt, gilt als die Straßenkinderstadt des Landes. Johannesburg, Südafrikas Wirtschaftsmetropole im Norden des Landes umd wie Pretoria in der Provinz Gauteng gelegen, ist die Stadt mit den meisten Aidskranken und -toten der Welt. Armut und Arbeitslosigkeit sowie Kriminalität beherrschen den Alltag. In keiner Stadt außer Kapstadt leben Arm und Reich in solch scharfem Kontrast nebeneinander.
Trotz des verhältnismäßig hohen Lebensstandards bieten viele Stadtteile und Vororte ein Bild des Elends. Flüchtlinge aus Simbabwe und Nigeria, illegale Einwanderer aus Malawi und Mozambique und Straßenkinder kommen am Hauptbahnhof Park Station täglich zu Tausenden an. Die ersten Nächte versuchen sie in Notunterkünften von Kirchen und NGOs unterzukommen oder tauchen gleich unter, um nicht von der Einwandererpolizei aufgespürt und in ihre Länder zurück geschickt zu werden.
Hillbrow ist der Stadtteil Johannesburgs, in dem die meisten Menschen in schäbigen Wohnungen und auf der Straße leben und wo die Situation außer Kontrolle geraten ist. Hillbrow Kids und street wise sind dort die beiden bekanntesten Einrichtungen, die sich um Straßenkinder kümmern. Jeden Mittwoch wird in der Methodist Church in der Nähe von Park Station Suppe an Obdachlose verteilt. Dem Einwanderer- und Flüchtlingszuwachs ist die Stadt nicht gewachsen. Täglich vergrößern sich die Slums. Immer wieder kommt es zu fremdenfeindlichen Ausschreitungen in den Armenvierteln und zu Gewalt gegen Straßenbewohner. In Johannesburg und Umgebung wurden 3.200 Straßenkinder gezählt (2007).
Geschichte Johannesburgs Johannesburg, auch Egol i genannt, ist die Stadt des Goldes. Hier wurde in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts das erste goldhaltige Gestein entdeckt. Innerhalb von zehn Jahren war die neu gegründete Stadt (1886) zur Goldgräbermetropole geworden. Heute ist sie die größte Stadt im südlichen Afrika, Wirtschaftsmetropole des Landes und kulturell unglaublich vielfältig. Bis heute wird in den umliegenden Mienen Gold abgebaut, und jährlich kommen Tausende Menschen auf der Suche nach Arbeit aus ganz Afrika in die Stadt, überfüllen die vielen Townships, in denen die Menschen oft unter unwürdigen Bedingungen leben müssen, und hoffen auf einen Arbeitsplatz. Doch der Arbeitsmarkt ist gesättigt, viele Mienen sind bankrott. Hier liegt eine der Ursachen für Kriminalität, Analphabetismus (30,9%) und Krankheiten, vor allem HIV und AIDS. Dennoch ist der Lebensstandard in Gauteng noch relativ hoch.
Johannesburg, die berüchtigte und von vielen gemiedene Stadt, liegt 1.753 Meter über dem Meeresspiegel und beherbergt mit ihren umliegenden Bezirken schätzungsweise 3,9 Millionen Menschen. Zählt man die Townships und Slums hinzu, sind es 7,9 Millionen Einwohner.
Touristen setzten selten einen Fuß in Johannesburgs Straßen, die auch für Einheimische nicht ungefährlich sind. Dennoch sind die Straßen tagsüber überfüllt, ein hektisches, buntes Treiben ist charakteristisch für das geschäftige Joburg oder Jozi, wie die Stadt liebevoll genannt wird. Englisch, Zulu und Afrikaans, aber auch die Sprachen der umliegenden Provinzen und Länder sind zu hören.
In Johannesburg bekommt man alles. Man trifft auf Händler, Dealer, Arbeitsuchende, Menschen ohne Heimat, Bauern, die ihre Waren tagsüber auf den Märkten verkaufen, Studenten, Geschäftsleute, Reisende von Maputo, Harrare oder Gabarone. In den Straßen sieht man auch Tsotsis (Verbrecher) und viele Straßenkinder. Entstanden als Goldgräberstadt Ende des 19. Jahrhunderts, ist die Stadt bis heute das wirtschaftliche Zentrum des Landes geblieben. Den besten Blick auf die Stadt hat man vom Carlton Center, dem sog. "Top of Africa", dem höchsten Punkt des Kontinents. Steht man an seiner verglasten Fassade und sieht über die Skyline der Stadt, bekommt man ein Gefühl für das Ausmaß der vielen engen Straßen und Gassen, die sich im Süden, Richtung Soweto (South Western Township), der größten Township Johannesburgs, und im Norden Richtung Sandton und Alexandra verlieren.
Straßenkinder in Johannesburg, Fakten und Zahlen Im Jahre 2007 zählte der "Report for the Department of Social Developement, Provincial Government of Gauteng" 3.200 Straßenkinder in Gauteng, wovon die meisten in den Straßen von Johannesburg leben. 93% sind männlich, 97% schwarze Kinder. Von den in Johannesburg lebenden Straßenkindern sind 76,4% südafrikanischer Herkunft. Nur 35% dieser Kinder und Jugendlichen haben einen Ausweis bzw. eine Geburtsurkunde. Das Durchschnittsalter auf der Straße liegt in Gauteng bei 15,7 Jahren. Die meisten Straßenkinder leben bis zu drei Jahren auf der Straße, bevor sie eine Einrichtung aufsuchten oder zu ihrer Familie zurückkehren.
Als Gründe für das Verlassen ihrer Familien geben viele Straßenkinder gleich häufig push und pull effects an. Zum einen wollten sie der miserablen Situation zu Hause entkommen (Armut, innerfamiliäre Gewalt, Missbrauch, HIV/Aids) und gleichzeitig ihr Glück auf der Straße finden (Freiheit, keine Schule und andere Regeln, Geld, fun).
Schlafstätten Johannesburg hat einige Grünanlagen und Bahnhöfe (Park Station), in denen die Straßenkinder vorzugsweise übernachten. Ladeneingänge, Hinterhöfe und Mülltonnen sowie die U-Bahnschächte und Tunneleinfahrten bieten Schutz in der Nacht. 75% der 3.200 Straßenkinder Gautengs schlafen auf der Straße, 9,2% in Parks, 3,9% sind in verschiedenen Sheltern untergebracht, und 11,5% übernachten bei Freunden und Familienangehörigen, verbringen die Tage aber auf der Straße. Nur 26,9 der Straßenkinder haben kein Zuhause mehr. Die meisten Straßenkinder in Johannaburg und Gauteng kommen aus den Provinzen Mpumalanga (9,2%) und Kwa Zulu Natal (6,6%).
Krankheiten Krankheiten wie Grippe, Magenschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Zahnschmerzen, Husten und Schlaflosigkeit sind steter Begleiter der Straßenkinder. 45% der Straßenkinder leiden an Depressionen, 3% an andern psychischen Krankheiten, bedingt durch die traumatischen Erfahrungen der Flucht, eines gewalttätigen Zuhauses und der Gewalt der Straße.
Bildung Schule findet auf der Straße und in den Sheltern nur selten statt. Oft haben die Straßenkinder mehrer Jahre lang keine Schule mehr besucht oder nur unregelmäßig am Unterricht teilgenommen. 31% der Jugendlichen in Gauteng sind zu alt für ihre Klassenstufe. Die meisten Straßenkinder haben nur die Grundschule bzw. Standard 5 (Klasse 7) besucht.
Shelter In Gauteng leben 73% der Straßenkinder im Einflussbereich der Shelters. D.h. sie gehören entweder zu den sog. streetwise oder youth at risk, die jederzeit auf die Straße zurückkehren, oder zu denjenigen, die nur hin und wieder in drop in center zum Waschen, Essen oder wegen anderer Bedürfnisse einkehren, aber sonst auf der Straße leben. Mädchen, die in Sheltern oder Heimen leben, bleiben der Prostitution oft fern. Dennoch ist sie ein gängiges Mittel der Geldbeschaffung.
Drogenkonsum In Johannesburg werden von den Straßenkindern die Kleber, Verdünnungsmittel und Benzin inhaliert bzw. geschnüffelt oder Canabis (uDanja, dagga) konsumiert. Alkohol spielt bei allen Straßenbewohnern eine große Rolle. Die Älteren und Erwachsenen bevorzugen mitunter Crack oder Heroin. Umschlagplatz für den Drogenhandel ist vor allem der Stadtteil Hillbrow, in dessen Straßen die meisten Drogenabhängigen ihrer Sucht in aller Öffentlichkeit nachgehen.
Links und Literatur
http://www.africangamesafari.com/gauteng.html
http://www.csvr.org.za/
http://www.planetware.com/south-africa/johannesburg-saf-gp-jo.htm
http://www.metafilter.com/71851/Xenophobic-Attacks-in-Johannesburg-South-Africa
http://www.welt.de/english-news/article2009629/12_dead_50_injured_in_Johannesburg_xenophobic_attacks.html
http://www.hillbrowkids.de/e_organisat.htm
http://www.streetchildren.org.uk/resources/details/?type=country&country=17
http://www.cyc-net.org/today2005/today050331.html
http://www.streetchildren.org.uk/reports/Dissel%20_1997_%20Youth,%20Street%20Gangs%20and%20Violence%20in%20South%20Afri.pdf
http://www.streetkids.org/assets/pdf/2004/04SKI_dayinthelife.pdf
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