Europa
Europa, eine 10,5 Millionen Quadratkilometer große Halbinsel im Westen von Asien, ist einer der fünf Kontinente der Erde. Im Norden wird er vom Nordmeer und der Barentsee, im Süden vom Kaukasus, dem Schwarzen Meer, dem Bosporus und dem Mittelmeer, im Westen vom Atlantischen Ozean und im Osten vom Ural-Gebirge sowie dem Ural-Fluss bis zum Kaspischen Meer begrenzt. Europa hat 680 Millionen Einwohner, die 60 Sprachen slawischen, germanischen und romanischen Ursprungs sprechen.
Die Europäische Union ist ein Verband aus derzeit 27 selbständigen Staaten, die auf einigen Politikfeldern gemeinsam handeln und ihre Entscheidungen aufeinander abstimmen. Insbesondere trifft dies für die Außen- und Sicherheitspolitik zu. Die zentralen Organe der Europäischen Union sind der Europäische Ministerrat (Rat der Europäischen Union), das Europäische Parlament, die Kommission der Europäischen Union, der Europäische Gerichtshof und der Europäische Rechnungshof.
1973 wurde die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) gegründet. Sie hat die Aufgabe, die west- und osteuropäischen Staaten sowie die USA und Kanada in den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Umweltschutz und Menschenrechte zusammenzuführen. 1990 bekam die KSZE den Status einer internationalen Organisation (OSZE) mit Sitz in Wien. Hauptsächlich in Südosteuropa und Zentralasien bemüht sie sich um die Verhütung von Konflikten und den Dialog zwischen ethnischen Gruppen.
Europa hat heute seine traditionelle Mittelpunktsstellung in der Welt verloren. Trotz seines Stabilitäts- und Wachstumspaktes ist es in jüngster Zeit in eine wirtschaftliche Krise geraten. Einige EU-Staaten sind hoch verschuldet. Die Krisenländer sind in akuten Zahlungsschwierigkeiten. Die extremen Schulden haben Europa zurückgeworfen, und die steigende Ziinslast legt sich den betroffenen Staaten wie eine Schlinge um den Hals. Die Finanz- und Wirtschaftskrise führt in einigen Ländern zu wachsender Arbeitslosigkeit und sinkenden Steuereinnahmen. Die Fiskalkrise gefährdet die Sozialstaatlichkeit und die gesellschaftliche Stabilität. Die Dauer der Schwächeperiode ist derzeit nicht absehbar. Sie könnte ein Jahrzehnt oder länger andauern (vgl. Peer Steinbrück: Unterm Strich, Hamburg 2010). Die Gefahr politischer Radikalisierung zeichnet sich bereits ab. Um den Euro zu schützen, hat der EU-Gipfel einen Krisenmechanismus beschlossen und das (derzeit utopisch erscheindende) Ziel einer Wirtschaftsregierung für die Eurozone formuliert.
Lesehilfe: Die Statistik zeigt die Armutsgefährdungsquote nach Sozialleistungen in Ländern Europas im Jahr 2009. In der Tschechischen Republik beispielsweise lag die Armutsgefährdungsquote im Jahr 2009 bei 9,0 Prozent. Abgebildet wird der Anteil der Bevölkerung mit einem Äquivalenzeinkommen unterhalb des Schwellenwertes für Armutsgefährdung. Dieser Schwellenwert für Armutsgefährdung liegt bei 60% des Medians des Äquivalenzeinkommens der Gesamtbevölkerung, wobei staatliche Sozialleistungen (z.B. Wohngeld, Kindergeld) in dem Äquivalenzeinkommen enthalten sind. Eine Person ist demnach armutsgefährdet, wenn sie nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung des Landes, in dem sie lebt, zur Verfügung hat. Die Ergebnisse wurden aus der europaweit vergleichbaren Erhebung EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions) 2010 ermittelt. EU-SILC (englisch: European Union Statistics on Income and Living Conditions) ist die EU-weit vergleichbare Datenquelle über Einkommen, Armut und Lebensbedingungen in Europa. Für die Statistik gelten in allen Mitgliedstaaten einheitliche Definitionen sowie methodische Mindeststandards.
Die aktuelle Wirtschafts- und Schuldenrkise wirkt sich insbesondere im Leben europäischer Jugendlicher verheerend aus. Perspektivlosigkeit und Angst breiten sich aus. Junge Menschen bekommen den Eindruck, bereits in dieser frühen Lebensphase in eine Sackgasse geraten zu sein. Laut Statistischem Bundesamt (August 2011) sind in Europa mehr als 5 Millionen Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren ohne Arbeit. Zwischen Frühjahr 2008 und Sommer 2011 ist die Jugendarbeitslosigkeit von 15 auf 20 Prozent gestiegen.
In einzelnen Ländern ist die Lage besonders dramatisch: In Spanien liegt die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen bei 46 Prozent, in Griechenland bei 40, in Italien und Portugal bei 27, in Frankreich bei 23, in Großbritannien bei fast 20 Prozent. In allen EU-Ländern ist die Jugendarbeitslosigkeit höher als die Arbeitslosigkeit insgesamt, in Spanien sogar mehr als doppelt so hoch. Die Finanz- und Wirtschaftskrise droht, den jungen Europäern endgültig den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
In Deutschland (mit 9,1 Prozent) wie auch in den Niederlanden und Österreich (mit 7 und 8 Prozent) scheint die Jugendarbeitslosigkeit noch moderat auszufallen. In Wirklichkeit müssen sich dort unzählige Jugendliche, die eine Stelle ergattert haben, von Job zu Job weiter hangeln. Viele werden als Billigkräfte missbraucht. Sie werden mit „atypischen Beschäftigungsverhältnissen", befristeten Arbeitsverträgen, Teilzeitarbeit, Leiharbeit und schlechter Bezahlung abgespeist (vgl. Sibylle Haas: Zu wenig Jobs für Europas Jugend, in: Süddeutsche Zeitung, 12. August 2011, S. 1).
Bei Protesten in spanischen und englischen Städten weisen Jugendliche darauf hin, dass Staat und Wirtschaft in der Vergangenheit viel zu wenig für sie getan haben. Sie fordern eine Chance auf dem Arbeitsmarkt und eine menschenwürdige Zukunft.
Aussichten auf eine positive Veränderung in absehbarer Zeit bestehen nicht. Vielerorts werden Bildungs- und Sozialausgaben weiter gekürzt. Angesichts ihrer misslichen Lage und existentieller Ungewissheit wächst unter jungen Menschen in Europa die Distanz zu Gesellschaft und Politik, zumal die Erwachsenengeneration ihrem Nachwuchs mit den geringen Zukunftschancen auch noch einen horrenden Schuldenberg hinterlässt. In Italien nennen sich die Jugendlichen „die verlorene Generation". In den krisengeschüttelten südeuropäischen Ländern haben zahllose Betroffene die Hoffnung auf Besserung aufgegeben und suchen ihr Heil in anderen Ländern.
Seit Jahren wird das Phänomen randständiger, obdachloser Kinder auch in europäischen Ländern - und zwar nicht nur in den armen – beobachtet. Ob der aus der Dritten Welt stammende Begriff „Straßenkinder" auch für Ausreißer, Trebergänger und Schulverweigerer etwa in Deutschland, England oder Frankreich verwendet werden kann, wird kontrovers diskutiert.
Hier finden Sie Texte zur Situation von Sinti- und Romakindern sowie zu "Straßenkindern" u.a. in Deutschland, Griechenland, Österreich, Polen, Rumänien, Bulgarien und der Schweiz - demnächst mehr. (HW)
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