Asien
- Kinderarmut, Kinderarbeit
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Kinderarmut, Kinderarbeit (Text: Thomas Müller, Juli 2009; Foto: Cora Basfeld)
Die Ursachen für die vielfältigen Formen von Kindarbeit ist die allgemeine Armut. Etwa 35 - 40 Prozent aller Inder leben von weniger als einem US-Doller am Tag. Naturkatastrophen verschärfen die Lage in vielen Landstrichen. Häufig kommt es zu extremen Dürreperioden, Überschwemmungen und Flutkatastrophen (Tsunami).
Menschen, die deutlich unter der Armutsgrenze leben (Below Poverty Line: BPL), geben im Schnitt etwa 65-70 Prozent ihrer Einkünfte für Nahrungsmittel aus. Diese Zahl verändert sich auch bei Bevölkerungsgruppen mit etwas höherem Einkommen nicht. Erst bei Personen, deren Einkommen deutlich über der zweiten Armutslinie liegt, verändert sich die Zahl auf etwa 50 Prozent.
Kinderarbeit ist in der Tradition der indischen Gesellschaft verwurzelt. Deshalb gibt es eine hohe Toleranzschwelle gegenüber diesem Phänomen. Kinderarbeit ist etwas, das kaum kontrolliert und schon gar nicht sanktioniert wird. Korruption ist weit verbreitet, und Schuldknechtschaft zwingt viele Eltern dazu, ihre Kinder als Arbeiter zu "verleihen".
Eigentlich ist Kinderarbeit in Indien für Minderjährige unter 14 Jahren gesetzlich verboten. Dennoch arbeiten nach Schätzungen von UNICEF etwa 44 Millionen Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren. Andere Schätzungen gehen von 70-80 Millionen Kinderarbeitern aus. Die Betroffenen haben oft eine Arbeitszeit zwischen 12 und 15 Stunden am Tag.
Kinderarbeit ist meist unsichtbar und tief ins Alltagsleben der indischen Gesellschaft eingesickert. Kaum jemand wundert sich, wenn Kinder als Dienstboten oder Schuhputzer Geld verdienen. Die betroffenen Kinder gehören zum Bild des Alltags. Wirklich erfasst ist diese Erscheinung nirgends. Oftmals bekommen die Kinder überhaupt keinen Lohn, schon gar nicht in einer angemessenen oder vereinbarten Höhe.
Es gib niemanden, der die Kinder in ihrem Recht auf eine angemessene Entlohnung unterstützt. Nach Schätzungen von UNICEF bekommen vier von fünf Kindern überhaupt keinen Lohn. Kaum jemand spricht sich für die Durchsetzung schulischer Bildung für alle aus. Besonders Hausmädchen erhalten oftmals nur Essen und Unterkunft.
Dies sind die am weitesten verbreiteten Formen der Kinderarbeit in Indien:
- Hausmädchen
- Müllsammler
- Teppichindustrie
- Textilienindustrie, Seide, Baumwollproduktion (allein in Indien ca. mehr als 200.000 Kinder)
- Arbeit in Streichholzfabriken und in der Feuerwerksproduktion
- Ziegelsteine, Edelsteinpolitur
- Leder- und Sportartikelherstellung
- Arbeit in Steinbrüchen
- Herstellen von Fußbällen und anderen Bällen
- Zeitungen und andere Produkte auf der Straße verkaufen
- Schiffsabwrackung zur Stahlgewinnung
- Prostitution, Sexsklaverei und Kinderpornographie
- Arbeit als Drogenkuriere
Arme bekommen häufig viele Kinder. Die Schuldknechtschaft ist längst verboten. Aber sie wird immer noch praktiziert. Viele arme Familien verkaufen sich und ihre Kinder, weil sie das Geld zum Überleben brauchen. Die Not wächst nach schlechten Ernten. Mitunter muss eine hohe Mitgift bei der Hochzeit einer Tochter bezahlt werden. Der geringe Bildungsgrad der Eltern verhindert ein umsichtiges Planen. Väter und Mütter durchschauen oft nicht die Methoden der Werber, die auf der Suche nach Arbeitskräften für die Fabriken sind. In ihrer hoffnungslosen Lage klammern sich Eltern an jedes Versprechen.
Kinder und Eltern werden auseinander gerissen. Oft sehen sie sich aufgrund der erzwungenen Schuldknechtschaft, einer Form des Kinderhandels, jahrelang nicht. Kinder sind als Arbeiter sehr beliebt. Ihnen braucht weniger als Erwachsenen bezahlt zu werden, und sie lassen sich leichter ausbeuten.
Links und Literatur
> http://www.unicef.de/
> www.dol.gov/ilab/media/reports/iclp/tda2004/india.htm
> www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/welt/asien/indien
> www.sw.fh-koeln.de/Inter-View/Kindheiten/Texte/Indien/indien.html
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