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Länderbericht Kolumbien - historischer, politischer, sozialer Hintergrund
(Text und Fotos: Hartwig Weber, Mai 2009)

Inhaltsverzeichnis

Soziodemographische Daten
Landflucht und Verstädterung
Politische Konflikte
Drogenhandel
Menschenrechte
Links und Literatur

Junge mit ZigaretteIn Kolumbien herrscht seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ein rasanter Wandel. Infolge politischer Konflikte kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen des staatlichen Heeres und der Polizei mit der Guerilla und Paramilitärs. Der Drogenhandel, in den die bewaffneten illegalen Gruppen involviert sind, unterminiert ein stabiles Wachstum des Landes.

Zu den Hauptaufgaben des kolumbianischen Staates gehört es, die Verletzungen der Menschenrechte zu beenden. Seit dem Jahr 2002 kämpft die Regierung Álvaro Uribe gegen Armut, Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Unsicherheit. Nach eigenem Bekunden ist es ihr gelungen, die Zahl der Beschäftigten mit sozialer Absicherung zu erhöhen, die allgemeine Kriminalität zurückzudrängen, einen Prozess zur Demilitarisierung der paramilitärischen Gruppen einzuleiten und den Bewegungsraum der Guerilla massiv zu beschneiden.

Obwohl sich die Lebensbedingungen der Mittelschicht in den letzten Jahren verbessert haben, geht es den Ärmsten des Landes, den Vertriebenen, Obdachlosen, Slumbewohnern und Straßenkindern heute noch mindestens so schlecht wie früher.


Kolumbien: Soziodemographische Daten

  • Staatsform Präsidialrepublik
    Unabhängigkeit von Spanien seit 20. Juli 1810
  • Verfassung von 1991
  • allgemeines Wahlrecht ab 18 Jahren
  • Einwohner 45,01 Millionen (2008)
  • Wachstumsrate 1,41 Prozent (2008)
  • Bevölkerungsdichte 43 Einwohner pro km²
  • Lebenserwartung, insges. 72,5 Jahre (2008)
    Frauen 76,5 Jahre (2008)
    Männer 68,7 Jahre (2008)
  • Kindersterblichkeit 20,13 Totgeburten / 1000 Geburten (2008)
  • Religion Römisch-Katholisch 90%, Sonstige 10%,
  • Ethnische Gruppen Mestizen 58,0%, Mulatten 14,0%,
  • Schwarze 4,0%, Sonstige 4,0%, Weiße 20,0%
  • Bevölkerungsverteilung Stadt 77% (2005), Land 23% (2005)
  • Größte Städte (Einwohner) Bogotá 6,78 Millionen (2005)
    Medellín 2,22 Millionen (2005)
    Cali 2,08 Millionen (2005)
    Barranquilla 1,11 Millionen (2005)
    Cartagena 895 000 (2005)
    Cúcuta 586 000 (2005)
    Bucaramanga 510 000 (2005)
    Ibagué 495 000 (2005)
  • Alphabetisierungsgrad insgesamt 93% (2005)
    Frauen 93,1% (2005)
    Männer 92,9% (2005)
 Landschaft 

Friedliches Antioquia - Gebiet von Guerilla und Paramilitärs, 2004


Landflucht und Verstädterung
In Kolumbien, einer Präsidialdemokratie, ist der Präsident Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er wird, wie die Mitglieder der beiden Kammern des Kongresses, des Senats und des Repräsentantenhauses, für vier Jahre gewählt. (Soziodemographische Daten) Das Land ist in 32 Regierungsbezirke (departamentos) eingeteilt; hinzu kommt Bogotá als Hauptstadtbezirk (distrito capital). Insgesamt gibt es 1098 Städte und Gemeinden. Die letzten Parlamentswahlen fanden 2006 statt, die nächsten werden im März 2010 abgehalten.


Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts ist das Land in einem rasanten Umbruch begriffen. Das demographische Wachstum fiel von 30 auf 17 pro Tausend Einwohner zurück. Lebte früher etwa die Hälfte der Bevölkerung auf dem Land, so konzentrieren sich heute 72 Prozent in der Stadt, ein Drittel in den fünf größten Städten. Am Ausgangspunkt dieses Wandels standen bei Millionen von Einwohnern die gewaltsame Vertreibung, der Verlust der Heimat und der heimischen Kultur. Zu den Folgewirkungen gehört es, dass viele Familien zerbrachen (>Flüchtlingskinder). Eine der sichtbaren Folgen ist die Zunahme der Zahl von Straßenbewohnern. 

 Soldat 

Soldaten in den Randbarrios der großen Städte drängen Drogenmafia, Guerilla und Paramilitärs zurück. Medellín, 2009

Politische Konflikte
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts dauern in Kolumbien politische Konflikte und bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den staatlichen Sicherheitskräften, die von paramilitärischen Einheiten unterstützt werden, und Guerillagruppen an. Immer wieder kommt es insbesondere in ländlichen Gebieten zu schweren Menschenrechtsverstößen. Für die Mehrzahl der zivilen Todesopfer und Entführungen ist die Guerilla verantwortlich. Die "Revolutionären Streitkräfte von Kolumbien" (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia - FARC) halten seit vielen Jahren Geiseln in ihrer Gewalt. Die im Laufe der Zeit von den kolumbianischen Regierungen immer wieder angestoßenen Vermittlungsinitiativen mit dem Ziel eines "humanitären Austauschs" (von "politischen Geiseln" der FARC gegen inhaftierte Guerilleros) sind bislang stets erfolglos verlaufen. Auch die paramilitärischen Gruppierungen und selbst die staatlichen Sicherheitskräfte machen sich durch willkürliche Tötungen von Zivilpersonen schuldig. Die Zahl der Menschen, die aus ihren Dörfern vertrieben wurden, ist in den letzten Jahren permanent angestiegen. Die Regierung hat ein Demobilisierungsprogramm für paramilitärische Gruppen auf den Weg gebracht. Seit Mai 2006 wurden einige Zehntausend Paramilitärs entwaffnet. Ihre Reintegration in die Gesellschaft wird vom Staat gefördert. Durch diese Maßnahmen sind die blutigen Ausschreitungen spürbar zurückgegangen. Zahlreichen Kongressabgeordneten und anderen Politikern werden Verbindungen zu den Paramilitärs vorgeworfen.

Drogenhandel
Alle illegalen bewaffneten Gruppen, Guerilla wie Paramilitärs, finanzieren sich zu einem großen Teil durch den Handel mit Drogen. Die Drogenbekämpfung durch die kolumbianische Regierung mit Unterstützung durch die USA (die allein zwischen 2002 und 2009 6 Milliarden Dollar in den "Plan Colombia" investiert haben) verweist auf beachtliche Erfolge: In den zurückliegenden Jahren wurden über 1000 Personen, die in den Drogenhandel verwickelt waren, zur Aburteilung an die USA ausgeliefert. Allein im Jahr 2008 ließ die Regierung 130.000 Hektar an Kokaplantagen mit Gift besprühen und, laut der Tageszeitung El Colombiano vom 30. März 2009, Kokapflanzen auf einer Anbaufläche von 96.000 Hektar von Hand ausreißen. Dennoch nimmt in Kolumbien die Produktionsmenge von Kokain insbesondere durch verbesserte Anbaumethoden keineswegs ab. Mit geschätzten 600 bis 800 Tonnen pro Jahr ist Kolumbien weiterhin das Land mit der größten Produktionsmenge an Kokain.


Menschenrechte
Die Verletzung der Menschenrechte hängt mit der extrem ungleichen Verteilung von Einkommen und Reichtum, den kriegerischen Binnenkonflikten, dem Drogenhandel und der organisierten Kriminalität in Kolumbien zusammen. Betroffen sind vor allem die Landbevölkerung, indigene Gruppen (>Indiokinder), die afrokolumbianische Minderheit (>Afrokolumbianische Kinder) und Millionen von Binnenflüchtlingen, unter ihnen vor allem Frauen und Kinder (>Flüchtlingskinder; >Vertreibungen). Zu den wichtigsten Aufgaben der Regierung gehören heute die Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols gegenüber Guerilla und Paramilitärs, die Entwaffnung und Reintegration der Paramilitärs, die Überwindung des Drogenhandels und die Armutsbekämpfung.

(mehr über Straßenkinder in Kolumbien?)


Links und Literatur

Demographie (2010):

> RECE ÉXODO DE COLOMBIANOS

> ÉXODO CAMPESINO POR FUMIGACIONES CON GLIFOSATO
   Julio 22, 2008

> PROCESO DE URBANIZACIÓN EN COLOMBIA

> TRANSFORMACIONES DE LA OCUPACIÓN DEL TERRITORIO COLOMBIANO

> DESTERRADOS: EL DESPLAZAMIENTO FORZADO SIGUE AUMENTANDO EN COLOMBIA, UNIVERSIDAD AUTÓNOMA DEL ESTADO DE MÉXICO; TOLUCA MÉXICO, 2002; Mabel González Bustel
  (PDF)

> Emigración y éxodo en la historia de Colombia. Hermes Tovar Pinzón

> EL DESPLAZAMIENTO HUMANO EN COLOMBIA: ¿DISMINUYE O AUMENTA? UNIVERSITAT DE BARCELONA
   (PDF)

> Desplazamiento interno en Colombia, David Prieto Gallego
   diciembre 2007

> Conflicto armado y Paramilitarismo en Colombia.(Historia), Organizacion de Derechos Humans de Colombia

> ASOCIACIÓN CAMPESINA DEL VALLE DEL RIO CIMITARRA – ACVC

> Los afrodescendientes y el conflicto armado en Colombia, text de Carlos Rosero (PCN): insistir en lo propio

> Los afrodescendientes y el conflicto armado en Colombia, 2006
   (PDF)

> CONFLICTO ARMADO EN COLOMBIA

> El Plan Colombia: el escalamiento del conflicto social y armado

> Colombia: conflicto social y politico no se resolverá con los presupuestos de Guerra del Imperio y su Terrorismo de Estado

> CRECEN LA PRODUCCIÓN DE COCAÍNA Y EL CULTIVO DE COCA CON APOYO POLÍTICO DEL GOBIERNO, DENUNCIA EE.UU.

> DEL CULTIVO Y EL CONSUMO AL TRÁFICO DE DROGAS

> COLOMBIA: CIEN AÑOS CONTRA LAS DROGAS
   Análisis de Constanza Vieira

> ALERTAN SOBRE LA VIOLACIÓN DE LOS DERECHOS HUMANOS EN COLOMBIA

> DÍA INTERNACIONAL DE LOS PUEBLOS INDÍGENAS DEL MUNDO
   9 de Agosto de 2008

> Los grupos indígenas colombianos, en peligro de extinción por el conflicto armado

> COLOMBIA: Indígenas awá en la vorágine de la guerra

> EL CONFLICTO CIVIL Y LOS PUEBLOS INDÍGENAS EN COLOMBIA

> SITUACIÓN DE LA NIÑEZ AFECTADA POR EL CONFLICTO EN COLOMBIA

> Amnistía Internacional: gobierno, guerrilla y paramilitares violan derechos humanos en Colombia

> MISIÓN DE OBSERVACIÓN A LA SITUACIÓN DE LAS COMUNIDADES AFRODESCENDIENTES EN COLOMBIA

> MISIÓN DE OBSERVACIÓN A LA SITUACIÓN DE LAS COMUNIDADES AFRODESCENDIENTES EN COLOMBIA

> EL CONFLICTO ARMADO Y LOS DERECHOS FUNDAMENTALES DE LA NIÑEZ EN COLOMBIA
   (PDF)

> AFRODESCENDIENTES EN LAS AMÉRICAS. TRAYECTORIAS SOCIALES E IDENTITARIAS

> El conflicto colombiano y las amenazas a la seguridad regional



Literatur

- Nelly Castor: Una Larga Noche: Los caminos del conflicto en Colombia, 2005.

- Werner Hörtner: Kolumbien verstehen, Zürich 2006.

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 15.01.2013 (s. admin)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |