Bolivien (verfasst von Hartwig Weber, Januar 2011; Foto: Don Bosco)
Bolivien, ein südamerikanischer Binnenstaat, grenzt im Westen an Peru und Chile, im Süden an Argentinien und Paraguay und im Osten und Norden an Brasilien. Indigene Völker (es existieren 40 ethnische Gruppen, die 35 Sprachfamilien angehören) machen mehr als 70 Prozent der Bevölkerung aus. Die meisten sprechen Quechua oder Aymara. Fast 30 Prozent der Bevölkerung sind Mestizen.
Bolivien ist das exportschwächste Land Südamerikas, zwei Drittel der Bevölkerung leben in Armut, 40 Prozent in extremer Armut. 10 Prozent der Bevölkerung verfügen über 40 Prozent des Gesamteinkommens.
Am Anfang der Geschichte Boliviens steht die Tiahuanaco-Kultur, die um 1200 n.Chr. vom Inkareich abgelöst wurde, dem mächtigsten Staatswesen des antiken Amerika, das sich bei der Ankunft der Spanier (1492) vom Süden Kolumbiens bis zum Norden Argentiniens und der Mitte Chiles erstreckte und dabei Ecuador, Peru und Bolivien einschloss. 1535 gelangte der Spanier Diego de Almagro ins Gebiet des heutigen Bolivien.
Seit Beginn des 18. Jahrhunderts rebellierten indigene Gruppen gegen die Spanier. Die Befreiung von Hochperu (Bolivien) gelang mit dem Auftreten Simón Bolívars (1824), der bereits Venezuela, Kolumbien und Ecuador befreit hatte. 1825 erklärten Vertreter der hochperuanischen Provinzen die Unabhängigkeit des neuen Landes Bolivien.
Nach dem Niedergang des Bergbaus sind die westlichen Regionen des Landes (Chuquisaca, Cochabamba, Oruro, La Paz und Potosí) zusehends verarmt, während die östlichen Teile (Beni, Pando, Santa Cruz und Tarija) durch die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen sowie durch industrialisierte Land- und Forstwirtschaft einen ansehnlichen Wohlstand erreichen konnten. Die linksgerichtete Partei MAS (Movimiento al Socialismo) von Präsident Evo Morales strebte eine Verfassungsreform mit Verstaatlichung der Bodenschätze, der Eisenbahn und der Industrie sowie eine Reform des liberal geprägten Wirtschaftssystems mit einer Landreform und der Schaffung eines laizistischen Staates (Abschaffung der Staatsreligion) an. Vor allem sollten den indigenen Völkern besondere Rechte eingeräumt werden.
2006 wählte das Volk eine verfassungsgebende Versammlung. Die dabei geführten Auseinandersetzungen zeigten die Spaltung des Landes in die vier östlichen Departamentos des „Media Luna" oder „Oriente" auf der einen Seite, in denen sich die Bevölkerung für die Einführung einer föderalen Staatsstruktur mit regionaler Autonomie aussprach, und den fünf westlichen Departamentos des Hochlandes auf der anderen Seite, wo Autonomiebestrebungen abgelehnt und für die Beibehaltung eines zentralistischen Staates votiert wurde. Nach verschiedenen Zugeständnissen der Regierung wurde der Verfassungsentwurf am 25. Januar 2009 mit deutlicher Mehrheit vom bolivianischen Volk angenommen. Am 6. Dezember 2009 wurde Morales letztmalig für weitere fünf Jahre ins Amt des Präsidenten gewählt.
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