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Afrika

Nigeria
(Maren Basfeld, August 2010)

Karte NigeriaNigeria, am atlantischen Ozean gelegen, ist mit einer (im Jahr 2010) geschätzten Einwohnerzahl von 160 Millionen Menschen Westafrikas bevölkerungsreichstes und mächtigstes Land. Dies hängt vor allem mit seinen reichen Erdölvorkommen zusammen. Die Ausbeutung des Öls führt nicht selten zu Unfällen und Explosionen, denen Menschen zum Opfer fallen. Obendrein verursacht sie gewaltige Umweltschäden, unter deren Folgen vor allem die Bauern auf dem Land zu leiden haben.

Die Bildung der demokratischen Bundesrepublik Nigeria mit 36 Staaten beendete 1998 eine lange Ära politischer Instabilität mit Militärdiktaturen und zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen. Die hauptsächlichen Konflikte bestanden zwischen dem muslimisch geprägten Norden, wo etwa 50 Prozent der Menschen leben, und dem christlichen Süden mit etwa 40 Prozent der Bevölkerung. Die Spannungen und gewaltsamen Auseinandersetzungen dauern bis heute an. Immer wieder kommt es im Namen der Religion zu brutalen Akten der Gewalt, die viele Opfer fordern.

Nigeria, ehemals britische Kolonie, beherbergt in seinen Grenzen mehrere Hundert Ethnien. 434 unterschiedliche Sprachen wurden gezählt. Amtssprache ist Englisch, im Norden Arabisch.

Die Mehrzahl der Bevölkerung gehört den Stämmen der Hausa und Fulbe (die zu der Gruppe der Hausa-Fulani gezählt werden) sowie den Yoruba an. Die einzelnen ethnischen Minderheiten kämpfen bis heute um politische Anerkennung und Mitspracherecht, teilweise mit Gewalt.

Trotz einer gewissen politischen Stabilität herrscht beständig die Gefahr, dass Konflikte zwischen den verschiedenen Ethnien und Religionen ausbrechen könnten. Der „Scharia-Konflikt" kostete 10.000 Nigerianern das Leben (2010) und provoziert bis heute eine starke Fluchtbewegung vom Land in die Städte und über die Landesgrenzen hinaus.

Die wirtschaftliche Misere verstärkt die Fluchtbewegungen. Als Folge davon stranden viele Kinder heimat-, eltern- und obdachlos in den Slums und Straßen der Städte wie Lagos, Kano, Ibadan und Abuja. Abuja, die Hauptstadt Nigerias, liegt im Zentrum des Landes und inmitten des Scharia-Konfliktes. Vertreter der radikal islamischen Bewegung fordern die Ausweitung der Scharia über den Norden hinaus und gleichzeitig auch das Verbot aller christlich-westlichen Schulen zu Gunsten der konservativen Koranschulen. So kommt es, dass nur knapp 37 Prozent der Schüler in Nigeria die Sekundarstufe abschließen können.

Der kulturell und religiös begründete Konflikt beeinträchtigt nicht nur Frieden und Sicherheit im Land, sondern auch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung und obendrein die Bildungschancen der nachwachsenden Generation. Wie überall sind vor allem Minderjährige von der Misere  des Landes betroffen. Verlassene Kinder rotten sich in Banden zusammen. Sie machen die öffentlichen Plätze und Straßen in den Städten unsicher. Mit Drohungen und Gewalt erpressen sie „Schutzzölle" und „Nutzungsgebühren" von der Bevölkerung. Die Polizei ist ihnen gegenüber weithin machtlos. Die sogenannten „Area Boys" – so nennt man die Banden der Straßenkinder - gehören in Lagos zum alltäglichen Stadtbild.

Viele der Gestrandeten leben obdachlos auf der Straße. Sie, die Gewalt ausüben, sind selbst Opfer von Gewalt. Sie konsumieren Drogen und leiden unter permanent drohenden Misshandlungen. In Banden zusammengerottet, glauben sie, nur mit Hilfe brutaler und krimineller Machenschaften überleben zu können. Staatlichen Versuchen, die Jugendlichen zu resozialisieren, ist bis heute kaum Erfolg beschieden.

Die Möglichkeiten des Staates, die Lage der Jugendlichen zu verbessern, sind aufgrund der herrschenden Armut beschränkt: 64 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Das geringe wirtschaftliche Wachstum erschwert jede Anstrengung zugunsten der Lebenssituation der gesellschaftlich Gestrandeten. Hinzu kommt, dass die Aidsprävelenz bei 3,2 Millionen liegt. Nach UNICEF-Angaben leben in Nigeria eine Million Aidswaisen.

Kindheit in Nigeria, das bedeutet überaus häufig Armut, Vertreibung, schweres Arbeiten und sexuelle Ausbeutung. Zu unrühmlicher Bekanntheit haben es die Koranschulen im Norden des Landes gebracht mit ihren brutalen Disziplinierungs- und Lernmethoden. (mehr? Weitere Informationen in Kürze)

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 29.09.2010 (Prof. Dr. H. Weber)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |