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Bedrohte Kindheiten

Naranjal
 

Selbstwirksamkeit unter den Bedingungen von Armut


Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Der Erfolg eines jungen Menschen im Leben ist in starkem Maße von seiner Selbstwirksamkeits-erwartung abhängig. Wohlbefinden und Selbstwirksamkeit bedingen einander. Selbstwirksamkeit (vgl. Albert Bandura: Self-Efficacy: The Exercise of Control, New York 1997) ist die Erwartung einer Person, aufgrund ihrer eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen bestimmte, von ihr gewünschte Handlungen erfolgreich ausführen zu können. Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl speisen die Erwartung eigener Selbstwirksamkeit. Umgekehrt bildet Selbstwirksamkeit ein starkes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein heraus und fördert die personalen und sozialen Kompetenzen eines Menschen.

Selbstwirksamkeit kann mit Begriffen wie Überzeugung von der eigenen Leistungsfähigkeit, Optimismus, Erwartungshaltung, positives Selbstkonzept, Kompetenzüberzeugung umschrieben werden. Wer sich als selbständig erlebt, auf seine eigenen Fähigkeiten vertraut, sozial gut eingebunden ist und bei Bedarf mit der Unterstützung anderer rechnen kann, wird mit Zuversicht in die Welt blicken und braucht vor der Zukunft keine Angst zu haben. Selbstwirksamkeitsüberzeugung macht Kinder und Jugendliche zufrieden und ermöglicht ihnen, das Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.


Selbstwirksamkeit und Bildung. Selbstwirksamkeitserwartung ist für Bildung deshalb von Bedeutung, weil sie die Bereitschaft und Motivation fördert, sich schwierigen Aufgaben zu stellen und dabei Anstrengungen aufzuwenden, um die gegebenen Ziele zu erreichen. Sie hat also Einfluss auf die Auswahl von Handlungen, die Investition von Anstrengung und die Ausdauer. Kinder und Jugendliche, die von ihren Handlungsmöglichkeiten und ihrer eigenen Entscheidungsfähigkeit überzeugt sind, haben ein positives Selbstwertgefühl und damit die besten Voraussetzungen, um mit ihrem Leben zufrieden zu sein und sich wohl fühlen zu können. Sie sind vom Gefühl der Zuversicht und Sicherheit getragen.


Selbstwirksamkeit auf der Straße. Selbstwirksamkeitserwartung ist bei Straßenkindern naturgemäß schwach ausgeprägt. Obdachlose erleben kaum Situationen, in denen sie die Erfahrung positiver Mitwirkung und Partizipation machen können. Armut verursacht Sorgen und Ängste, verengt den Orientierungsrahmen und beeinträchtigt die Sicherheit und das Wohlbefinden (vgl. Hurrelmann et al.: Kinder in Deutschland. 2. World Vision Kinderstudie, S. 49). Die prekären Lebenslagen der Familien von Straßenkindern und der Mangel an Zuwendung durch ihre Eltern stellen der Ausbildung ihres Selbstbewusstseins gravierende Hindernisse in den Weg. Armut und Exklusion beeinträchtigen die Ressourcen der betroffenen Kinder und Jugendlichen und hemmen die Entwicklung ihrer Kompetenzen.

Kindliches Wohlgefühl und Selbstwirksamkeit kann man nicht verordnen, nicht einmal von vorneherein definieren. Aber man kann die Betroffenen nach ihren subjektiven Vorstellungen von Wohlbefinden befragen und die Gründe für Beeinträchtigungen untersuchen. Eine an den Gesetzen der Selbstwirksamkeit orientierte Pädagogik und Didaktik wird die Faktoren berücksichtigen, die das Selbstkonzept von Straßenkindern beeinträchtigen, und sie wird nach versteckten und verschütteten Fähigkeiten suchen, die ihre Kompetenzüberzeugungen entwickeln und festigen können.

 

Der nächste Textabschnitt thematisiert das Thema "Verwirklichungschancen":
(> Verwirklichungschancen)

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 01.11.2012 (s. admin)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |