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Afrika

Ouagadougou
(Katrin Rohde)
 

Diese Stadt ist fürchterlich überfüllt, elend und laut. In Zogona, einem gemischten Vorort von Ouagadougou, gibt es schäbige Lehmhütten neben Villen, ganz mit Kacheln in Hellrosa oder Himmelblau bedeckt. Eselskarren parken neben großen Autos, die Töchter der Reichen fahren auf ihren eigenen Mopeds zur Schule, der Nachbar nebenan macht sich barfuß auf den harten Weg, er ist Schuhputzer. Es gibt wenige Autos in Ouagadougou, die Straßen sind allgemein in beklagenswertem Zustand, manche Löcher im Asphalt so tief, dass man bequem einen mittelgroßen Koffer darin abstellen könnte. Links und rechts laufen Bettler, Kinder, Blinde, Hunde und Hühner auf den Straßen. Behinderte auf Krücken oder in Rollstühlen, Handwagen und Eselkarren halten den Verkehr auf.

Die Ränder des Asphalts – wenn es denn welchen gibt – sind ausgefranst und liegen oft beträchtlich höher als der Fußweg aus Sand daneben, das ist sehr gefährlich. Man darf sich nicht abdrängen lassen, und das ist gar nicht so leicht, denn der allgemeine Transport von Gütern findet ebenfalls auf Mopeds statt.

Da nimmt dann so ein schmales Ding plötzlich Dimensionen an, mit denen man eigentlich nicht gerechnet hatte! So kommt es, dass überraschenderweise links ein Bett vorbeischwebt, gefolgt von sieben Stühlen plus einer Rolle Wellblech, quer hintendrauf geladen.

Das hört sich malerisch an und sieht auch wunderschön und interessant aus, aber es gibt entsetzliche Unfälle, da kaum jemand hier mit Helm fährt und die Mopeds oft mit drei bis fünf Personen besetzt sind.

An den Ampeln der großen Boulevards trifft man sich immer wieder, egal wie weit auseinander gezogen das Feld der Stadtfahrer ist. Man grüßt sich höflich, kauft schnell eine Zeitung bei einem der Jungen, die zwischen Autos und Mopeds umher springen, wechselt ein paar Neuigkeiten mit dem Onkel auf der Gegenfahrbahn, und schon ist es grün, weiter geht’s!

Langsam erreichen wir im Pulk das Zentrum. Hier gibt es keine Extrawege für Zweiräder mehr, links und rechts flitzt alles an einem vorbei, rote Ampeln werden lässig überfahren, Einbahnstraßen auch in Gegenrichtung genutzt. Das Gedränge ist unbeschreiblich.

Ich kenne hier nun viele kleine Händler, Witwen, die mit vier Kindern an der Hand betteln gehen, alte Herren, die gelassen vor ihrer Haustür sitzen, und natürlich jede Menge Straßenjungen.


aus dem Buch "Mama Tenga - Mein afrikanisches Leben" von Katrin Rohde, erschienen 2002

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 18.05.2010 (M. Basfeld)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |