Simbabwe (von Maren Basfeld, Februar 2011; Fotos: Don Bosco, Bonn)
Esther, 14 Jahre: Warum „Straßenkind"?
Ein Straßenkind? So etwas gibt es nicht. Eine Straße hat keine Kinder. Eine Straße gebärt nicht. Warum also nennst du mich Straßenkind?
Missbraucht und verlassen ist, was ich bin, geschlagen jeden Tag, angebrüllt ohne Grund. Missbraucht jeden Tag, von meinen eigenen Eltern, verlassen, in den Straßen. Aber dennoch bin ich kein Straßenkind. Ich bin ein verlassenes Kind!
Simbabwe, das ehemalige Südrhodesien, liegt im Südwesten Afrikas und grenzt im Nordosten an Mosambik (1.231 Km), im Nordwesten an Sambia (797Km), im Westen an Botswana (813 Km) und im Süden an Südafrika (225 Km). Das Land hat keinen Zugang zum Meer. "Simbabwe" bedeutet in der Landessprache der Shona „Steinstadt" bzw. „Steinhäuser" und bezieht sich auf die gewaltigen Steinbauten aus dem 11. bis 15. Jahrhundert, genannt „Great Zimbabwe".
Simbabwe galt viele Jahrzehnte als Korkammer Afrikas. Riesige Farmen mit tausenden Hektar Land bestimmten das Leben der Bevölkerung. Getreide und viele Obst- sowie Gemüsesorten gediehen im subtropischen bis tropischen Klima mit regelmäßiger Regenzeit von November bis März gut. Heute herrschen Notzustände mit Lebensmittel-, Energie, Treibstoff- sowie medizinische Versorgungsknappheit. Politische Verfolgung, Unterdrückung und Vertreibung sorgen für enorme Binnenflucht und eine Auswanderungswelle insbesondere nach Südafrika.
Mindestens 5 000 Zimbabwer leben im Exil. 10 000 Kindersoldaten werden in den Youth Militia Camps ausgebildet. 5 000 bis 10 000 Kinder und Jugendliche leben in den Straßen von Harare und Bulawayo. Bis zu 21 Prozent der Bevölkerung sind mit HIV infiziert, 400 Menschen sterben täglich in Simbabwe an Krankheiten, hervorgerufen durch Aids. 22 Prozent aller Kinder leben als Waisen, davon sind 71 Prozent (1,3 Millionen) Aidswaisen. 100 000 Kinder und Jugendliche sollen in sogennanten Kinderfamilien ohne Hilfe Erwachsener überleben.
Seit der Säuberungsoperation „Murambatsvina" 2005 wurden hunderttausende Menschen obdachlos. Die einstige Kornkammer Afrikas ist unter der sozialistischen Diktatur Robert Mugabes ausgebrannt, das Land und seine Wirtschaft kollabieren durch die anhaltende Hyperinflation. Täglich werden Menschen verfolgt, misshandelt, gefoltert und getötet. Die Angst vor Übergriffen durch die ZANU-PF ist allgegenwärtig.
Menschenrechts- und Demokratiebewegungen operieren vom Ausland aus. Verschleppte Kinder und Jugendliche vegetieren in den Youth Militia Camps und müssen Zwangsarbeit leisten. Dissidenten werden Gliedmaßen, Ohren, Nasen oder Lippen abgetrennt. Folter, Vergewaltigung und Mord an Mitglieder der Bevölkerung werden auch von den minderjährigen Kindersoldaten ausgeübt. Wassermangel und unzureichende medizinische Versorgung führen zu Seuchen. 2008 brach die Cholera aus. Ihr fielen über 3000 Menschen zum Opfer. Simbabwe ist zu einem der ärmsten Länder der Welt geworden.
>> Länderbericht
|