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Afrika

Bakari und Saidi, John und Gasper.
Lebensgeschichten aus Tansania
von Edward Mwankenja
 
Bakari
Straßenkinder heißen auf Kisuahili "watoto wa mitaani”. Ich sprach mit Bakari, der auf der Hauptstraße herumvagabundierte, Autoscheiben putzte und auf etwas Kleingeld hoffte. Dies tat er täglich, Stunde um Stunde. Die Sam Nujoma Road ist immer stark befahren, insbesondere in den Morgen- und Abendstunden.

Bakari erzählte, dass der Ursprung seines Problems seine Stiefmutter sei. Sie habe zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Die Stiefmutter behandelte ihn schlechter als ihre beiden leiblichen Kinder. Bakari bekam weniger und manchmal gar kein Essen. Dies ging eine ganz Weile so, bis er entschied, von Zuhause weg zu gehen. Er wollte im Stadtzentrum nach einer Arbeit suchen. Er ging auch nicht mehr zur Schule. Bakaris Situation verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Er beschloss, seine Gelegenheitsjobs aufzugeben. Von da an vagabundierte er in den Straßen herum und bettelte. Doch das hielt ihn nicht über Wasser. 

Saidi
Aus dem Norden Tanzanias, der Arusha-Region, kam ein weiters Kind. Sein Name war Saidi, er war neun Jahre alt. Sein Vater war gelähmt. Er ging betteln. Saidis Mutter war Hausfrau, doch begleitete sie ihren Mann auf der Straße beim Betteln. Dies schien der einzige Weg zu sein, um etwas Geld zu verdienen. Seit der frühesten Kindheit war Saidi es gewohnt, mit seiner Mutter auf die Straße zu gehen und genau das zu tun, was sie von ihm verlangte. Er wurde gezwungen, die Leute in ihren Autos anzubetteln. Er musste Passanten ansprechen. Manchmal musste er von Haus zu Haus gehen. Schließlich wurde er zum Straßenkind.
 
John
John traf ich am Strand, wo er herumstreunte. Er berichtete, dass er den ganzen Weg von Dodoma, der Hauptstadt im Landesinneren, bis nach Dar-es Salaam zurückgelegt hatte. „Ich wurde von meinen Eltern geschlagen. Ich frage mich, warum? Meistens waren die Eltern so grob zu mir. Sie befahlen mir, alles Mögliche zu tun, wahrscheinlich, weil ich das einzige männliche Kind unter vier Geschwistern war. Hier fühle ich mich wohl. Alle sind freundlich zu mir."
 
Gasper
John war nicht alleine am Strand. Sein Freund Gasper war bei ihm. Er hatte den ganzen Weg von Mara bis hierher zurückgelegt. Gasper hatte mit seiner Stiefmutter zusammen gelebt. Sie hatte seinem Vater viele Lügen über ihn erzählt. So blieb dem Vater nichts anderes übrig, als seinen Jungen zu schlagen. So bestieg Gasper eines Tages den Zug nach Dar-es Salaam.

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 23.11.2010 (Prof. Dr. H. Weber)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |